Appell an Firmen

aws-Chef fordert Mut zum Risiko

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Nur so könnten heimische Unternehmen konkurrenzfähig bleiben.

Weil auch die österreichischen Unternehmen noch innovativer werden müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sie auch größere Risiken eingehen. Daher will die Austria Wirtschaftsservice (aws) ihre Risikopolitik lockern, um sie dabei zu unterstützen. "Das ist so ein Wunsch für die kommende Legislaturperiode", sagte aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister (Bild) am Donnerstag in Wien.

Die Herausforderungen seien auch für kleine und mittlere Unternehmen größer geworden, die Investitionszyklen hätten sich beschleunigt, erklärte Sagmeister bei einem Pressegespräch. "Die Unternehmen müssen viel schneller wachsen, viel schneller innovieren und daher mehr Risiko nehmen." Die aws reagiere darauf damit, "dass wir derzeit unser Angebot natürlich volumensmäßig ausweiten - und die Regierung hat hier ja einen großen Schritt gemacht: Wir haben im langjährigen Schnitt 200 Millionen Garantievolumen pro Jahr ausgereicht, für heuer ist unsere Plangröße 300 Millionen."

Lockerung der Risikopolitik als Voraussetzung

Das sei aber nur mit einer Lockerung der Risikopolitik möglich. Man müsse sich künftig viel mehr Kosten und Nutzen anschauen und mehr Risiko nehmen, wenn man in einem Projekt auch größere Chancen sehe. Es könne in manchen Fällen auch gerechtfertigt sein, "dass wir statt einem Drittel des Risikos vielleicht sogar einmal zwei Drittel nehmen", sagte Sagmeister. Das bedeute, "dass wir etwas höhere Ausfälle haben werden", aber der Beitrag der erfolgreichen Investitionen zur Volkswirtschaft werde auch größer sein. Deshalb diskutiere man mit den Auftraggebern - Wirtschaftsministerium und Finanzministerium - über die Risikostandards der aws.

"Wir appellieren an die österreichische und europäische Politik, den Schwung, den wir jetzt haben, nicht nur nicht abzuwürgen, sondern eher zu unterstützten", sagte der Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich, Stefan Dörfler. Er würde naturgemäß gerne mehr Kredite vergeben. Die von der Erste Bank und den Sparkassen für innovative Projekte und Geschäftsmodelle jährlich reservierte "Innovationsmilliarde" sei heuer bereits zu zwei Dritteln ausgeschöpft. "Mit dem heutigen Stichtag füllen wir deshalb diesen Topf mit einer glatten Milliarde Euro wieder auf", sagte Dörfler.

Insgesamt haben Erste Bank und Sparkassen im ersten Halbjahr 5,4 Mrd. Euro an neuen Krediten an Firmen vergeben, nach 4,3 Mrd. Euro in der ersten Jahreshälfte 2016.

Viele KMU planen Investitionen

Eine Imas-Umfrage unter 900 österreichischen KMU im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen habe ergeben, dass jedes vierte Unternehmen dieser Größenordnung - also mit einem Umsatz zwischen 2 Mio. und 50 Mio. Euro - heuer oder im kommenden Jahr Investitionen plane.

Laut Statistik Austria sind 99,7 Prozent der Unternehmen in Österreich Klein- und Mittelständische Unternehmen, das sind 327.500 Firmen, bei denen mehr als 3,5 Millionen Menschen arbeiten. Rund 25.000 dieser Unternehmen, also nur etwa 8 Prozent, sind aws-Kunden, "weil wir insbesondere die innovativen Unternehmen adressieren und jene, die große Wachstumsschritte setzen. Das bedeutet bei uns: Das ist ein Schritt, der ungefähr das Dreifache der bisherigen AfA ausmacht." Dazu brauche es zur klassischen Bankfinanzierung oft auch die aws-Unterstützung in Form geförderter Kredite aber vor allem auch Garantien und teilweise auch Zuschüssen. Weil es heuer einige neue Zuschussprogramme gebe - etwa die Investitionsprämie oder den Beschäftigungsbonus - werde das aws heuer bis Ende des Jahres ungefähr 40.000 Kunden haben.

Liquidität hätten die Banken mehr als genug. "Wir haben keine Kreditklemme, aber es gibt eine Sicherheitenklemme, die manche Unternehmen haben." Dieser Unternehmen wolle man sich annehmen, damit daraus keine Innovationsklemme werde.

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