Anzengruber glaubt nicht an rasche Energieautarkie

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Überlegungen über eine Energie-Autarkie in Europa sind für Verbund-Chef Anzengruber "gelinde gesagt ein Schwachsinn".

Eine Energieautarkie liege, wenn überhaupt, "in weiter Ferne", sagte Anzengruber am 6. Oktober bei der 13. Handelsblatt Jahrestagung "Energiewirtschaft Österreich 2009" in Wien. Ähnlich sieht es auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V): "Gas und Öl werden in den nächsten Jahrzehnten für uns ein relevanter Faktor bleiben", Autarkie sei "maximal eine Langfrist-Vision".

Erneuerbare Energien hätten derzeit nur einen Anteil von 13 % am globalen Energiemix, Atomkraft 6 %, der große Rest entfalle auf fossile Energieträger, unterstrich Anzengruber die enorme Bedeutung von Erdöl und Erdgas. In der EU kämen 30 % der Energie aus Atomkraft und nur 14 % aus erneuerbaren Quellen. "Gasverstromung wird auch in Zukunft sehr wichtig sein."

Dass es einen Klimawandel gebe, ist für den Verbund-Chef "klar". Die Frage sei, "ob wir die Erwärmung bei +2 °C einbremsen können, oder ob wir +3 °C in Kauf nehmen müssen". Eine verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien sei daher unbedingt notwendig, und die Wasserkraft habe dabei das größte Potenzial, erklärte der Verbund-Chef.

Bis 2020 sei ein Ausbau des Potenzials der erneuerbaren Energiequellen in Österreich um 14 TWh möglich, davon basiere mit 7 TWh fast die Hälfte auf Wasserkraft. 4,3 TWh könne man zusätzlich aus Windkraft gewinnen, 2,9 TWh aus Biomasse, aber nur jeweils 0,1 Prozent aus Photovoltaik und Geothermie. "Österreich liegt nicht im Sonnengürtel Europas."

Auch Atomkraft ist sinnvoll

Aber auch die Nutzung der Wasserkraft müsse möglichst wirtschaftlich sein. "Es kann auch bei den Erneuerbaren nicht darum gehen, möglichst wenig Strom um möglichst viel Geld zu erzeugen." Bei einer falschen Umsetzung der neuen EU-Wasserrahmenrichtlinie könnten 6 TWh an Wasserkraft-Potenzial verlorengehen, warnte Anzengruber.

Österreich sei in einer geografisch begünstigten Situation und verzichte daher zurecht auf Atomkraft, man dürfe deshalb aber "nicht überheblich sein und allen anderen Ländern auch die Atomkraft verbieten wollen". "Die Stromversorgung Europas ist ohne Nuklearenergie derzeit nicht vorstellbar."

Die neue Energiestrategie für Österreich, an der gerade gearbeitet werde, habe vor allem drei Ziele, sagte Wirtschaftsminister Mitterlehner: den Anteil erneuerbarer Energie am Energiemix bis 2020 auf 34 % anzuheben, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und die Energieeffizienz zu steigern.

Bei der Energieeffizienz müsse man vor allem beim Verkehr und der Raumheizung ansetzen. Das bestätigte auch der TU-Professor Günther Brauner: In 10 Jahren werde man in Österreich das gesamte Ausbau-Potenzial bei regenerativen Energien ausgenützt haben. Die Lösung liege also im Effizienzbereich - das Problem sei jedoch, dass man keine direkte Zugriffsmöglichkeit auf den Endkundenbereich habe.

Anzengruber sieht in der Elektromobilität eine "Riesenchance für die europäische Industrie". Europa sei hier "nicht der Spitzenreiter, aber es ist noch Zeit aufzuholen". Der Verkehr sei ein Teil des CO2-Problems und sollte daher auch ein Teil der Lösung sein, so der Verbund-Chef.

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