E.ON verkauft Stromnetz an Tennet

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Der größte deutsche Energiekonzern E.ON verkauft sein gut 10.000 Kilometer langes Hochspannungsnetz an die niederländische Netzgesellschaft Tennet. Das teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit. Für das Netz zahlen die Niederländer rund 1,1 Mrd. Euro. Die Kaufverträge sollen in den kommenden drei bis vier Wochen unterschrieben werden, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus Aufsichtsratskreisen nach der Sitzung des Kontrollgremiums. Als Kaufpreis sei rund eine Milliarde Euro ausgehandelt.

Die Transaktion soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Für die knapp 700 Mitarbeiter der Sparte soll sich nichts ändern. Tennet verpflichte sich zu erheblichen Investitionen in das Netz.

Damit ist der Verkauf des zweiten der vier deutschen Übertragungsnetze so gut wie perfekt. In der vergangenen Woche hatte der Aufsichtsrat von Vattenfall Europe den Weg für einen Verkauf des Vattenfall-Netzes frei gemacht. Die Transaktion ist allerdings noch nicht endgültig besiegelt. Ein Konsortium aus Goldman Sachs zusammen mit Tochtergesellschaften der Allianz und der Deutschen Bank will für rund 500 Mio. Euro das etwa 9.500 Kilometer lange Übertragungsnetz kaufen.

Die Gruppe hatte sich auch für das E.ON-Netz interessiert, war aber schnell aus dem Bieterkreis ausgeschieden. Zuletzt verhandelte E.ON den Kreisen zufolge nur noch mit Tennet, einem reinen Netzbetreiber. Das Unternehmen betreibt in den Niederlanden die Höchstspannungsleitungen mit rund 2.300 Kilometern Länge.

Die Gründung einer von der deutschen Regierung angestrebten "Deutschen Netz AG", in der die Übertragungsleitungen gebündelt werden sollen, dürfte damit deutlich schwieriger werden. "Mit dem Verkauf der Netze von E.ON und Vattenfall an zwei verschiedene Käufer sind Fakten geschaffen, die sich nur schwer rückgängig machen lassen dürften", heißt es in Branchenkreisen.

EU-Kommission drängt auf Entflechtung

Lange Zeit galt der Verkauf des Stromnetzes als Tabuthema in der Branche. Die deutschen Stromkonzerne wollten die komplette Kette von der Stromproduktion über den Transport bis zum Vertrieb kontrollieren. In den vergangenen Jahren drängte aber vor allem die EU-Kommission auf eine Entflechtung, um Konkurrenten einen fairen Zugang zum Netz zu gewährleisten. E.ON verpflichtete sich im Rahmen eines Kartellverfahrens zum Verkauf. Vattenfall entschied sich freiwillig dazu. Dagegen wollen die beiden anderen großen Netzbetreiber, RWE und EnBW, ihre Leitungen behalten.

Für E.ON und Vattenfall galt der Netzbetrieb zuletzt als besonders schwierig. Ihre Gebiete liegen an der Küste. Sie hätten wegen des geplanten Ausbaus der Windkraft auf hoher See in den kommenden Jahren Milliarden in den Ausbau des Netzes investieren müssen. In der Stromproduktion könnten sie mit diesem Geld höhere Renditen erzielen.

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