Energie aus Biomasse wird wieder salonfähig

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Anlagen, die gleichzeitig Wärme, Strom und auch Treibstoffe in gasförmiger und flüssiger Form produzieren und dabei einen Wirkungsgrad von über 80 Prozent erreichen, sollen in Zukunft fossile Energieträger mehr und mehr ersetzen. Wissenschafter der Technischen Universität (TU) Wien, die an zwei Pilotanlagen im Burgenland beteiligt sind, setzen dabei teils auf alte, vergessene technische Verfahren.

Vom 1. bis 4. September organisieren die TU-Wissenschafter in Wien unter dem Titel "ICPS 09 - International Conference on Polygeneration Strategies" einen Kongress über die Alleskönner-Kraftwerke. Das sogenannte Fischer-Tropsch-Verfahren wurde bereits in den 1920er Jahren entwickelt, geriet dann aber in Vergessenheit. "Ursprünglich wurde dabei Kohle unter hohen Temperaturen zu Kohlenmonoxid und Wasserstoff vergast, das entstehende Gas wurde zu flüssigen Treibstoffen weiterverarbeitet", erklärte Hermann Hofbauer vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften.

Jetzt kombinieren die TU-Forscher das Fischer-Tropsch-Verfahren mit Wirbelschicht-Dampfvergasung. Dabei wird Biomasse - etwa Holzschnitzel - unter Sauerstoffausschluss mittels Dampf verwirbelt und gleichzeitig hoch erhitzt. "Dabei entsteht ein Gemisch aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff sowie Wärme", so Projektmitarbeiter Michael Fuchs gegenüber der APA. Die Wärme wird direkt für Fernwärme genutzt, das Gasgemisch kann einen Generator zur Stromerzeugung betreiben.

Biodiesel statt Strom

Sollte gerade kein Strom benötigt werden, zweigen die Experten einen Teil des Monoxid/Wasserstoff-Gemisches ab und erzeugen daraus nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren Treibstoffe wie Biodiesel. Daneben ist aber auch noch die Erzeugung von Methan, also synthetischem Erdgas möglich. Der Vorteil ist, dass gleichzeitig und je nach Bedarf aktuell benötigt Energie sowie lager- und speicherfähige Energie erzeugt wird. Anstatt Treibstoffe synthetisieren, könnten die Produkte auch zur Herstellung von Kunststoffen eingesetzt werden.

Durch die möglichst effiziente Nutzung verschiedener Technologien erreichen die Wissenschafter in ihren Kombi-Anlagen einen Wirkungsgrad von über 80 Prozent, verloren geht nur noch ein kleiner Teil. Auch bezüglich Wirtschaftlichkeit sind die Wissenschafter zuversichtlich. So liegen die Herstellungskosten von Biodiesel nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren nur noch etwa ein Viertel über der Verarbeitung von Erdöl zu Diesel. Da einen Gutteil des Treibstoffpreises an den Zapfsäulen die Steuer ausmacht, könnte der umweltfreundliche Biodiesel mit entsprechender steuerlicher Förderung bereits jetzt mit fossilem Diesel konkurrieren.

Die nächsten europäischen Anlagen, die nach Hofbauers Verfahren funktionieren, sind in Villach und Ulm (Deutschland) geplant. Auch in Schweden soll eine Pilotanlage entstehen.

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