Die russische Regierung erwägt den Verkauf von Anteilen am Ölkonzern Rosneft, um das Budgetloch zu stopfen, erklärte der stellvertretende russische Regierungschef Igor Schuwalow gegenüber Bloomberg TV.
Seit zehn Jahren sei Russland erstmals mit einem Budgetdefizit konfrontiert. Derzeit hält der russische Staat 75 Prozent an Rosneft. "Jetzt ist es an der Zeit, wieder zur Privatisierung zu greifen", so Schuwalow laut RIA Novosti.
Nach Angaben aus dem Wirtschaftsministerium schaut man sich derzeit Unternehmen aus der "zweiten und dritten Reihe an". Schuwalow zufolge gibt es in Russland 5.500 in Aktiengesellschaften umgewandelte Staatsunternehmen, die bereits heuer verkauft werden könnten. Der ehemalige Vizewirtschaftsminister Andrej Scharonow meint, dass der Staat kaum bereit sei, Unternehmen wie Rosneft komplett zu verkaufen. Allerdings könnte der staatliche Anteil am Ölkonzern schmerzlos auf 50 Prozent plus eine Aktie gesenkt werden.
Bereits 2007 hatte Russland 14 Prozent der Rosneft-Anteile über die Börse um 10,4 Mrd. Dollar (7,04 Mrd. Euro) verkauft. Neben der staatlichen Beteiligung, die über die staatliche Rosneftegaz gehalten wird, hält die Rosneft-Tochter RN-Raswitije 9,44 Prozent an dem Ölkonzern. Die restlichen Anteile befinden sich im Streubesitz.
Im ersten Halbjahr 2009 ging der Nettogewinn von Rosneft um knapp die Hälfte auf 81,23 Mrd. Rubel (1,82 Mrd. Euro) zurück. Der Umsatz fiel um 21 Prozent auf 439,76 Mrd. Rubel. In den ersten acht Monaten konnte ein leichtes Förderplus von 0,4 Prozent auf 75,8 Mio. t erzielt werden.
Riesenbudgetloch ist zu stopfen
Dass Russland in der schwersten Wirtschaftskrise seit mindestens einem Jahrzehnt steckt, zeigt auch das für 2009 vom Finanzministerium erwartete Haushaltsdefizit von mehr als 3,2 Billionen Rubel (71,8 Mrd. Euro). Für 2010 wird ein geringer Rückgang auf 2,9 Billionen Rubel prognostiziert. Vizepremier und Finanzminister Alexej Kudrin vermutet zwar, dass die Privatisierungseinnahmen im kommenden Jahr steigen werden, derzeit erwartet er aber nur 7 Mrd. Rubel an Erlösen.
Im ersten Halbjahr 2009 ist die russische Wirtschaftsleistung um ein Zehntel geschrumpft. Durch Konjunkturprogramme, die Nachfrage von staatlichen Monopolisten und gestiegene Rohstoffpreise wächst die Wirtschaft aktuellen Statistiken zufolge derzeit zaghaft wieder. Experten erwarten einen Rückgang der russischen Wirtschaftsleistung um 8,5 Prozent im Gesamtjahr. Das Ministerium für Wirtschaftsentwicklung erstellt derzeit ein neues Privatisierungsprogramm.