Smart Meter: Dynamische Preise als Erfolgsfaktor

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Durch den Einsatz intelligenter Energiezähler (Smart Meter) könnten in der EU in den nächsten Jahren Milliarden an Energiekosten eingespart werden. Dazu bedürfe es jedoch des Willens und des nachdrückliche Handelns der Politik, schreiben die Berater der Brattle Group in einem neuen Diskussionspapier. In Österreich verhandelt man derzeit über die Kosten der flächendeckenden Installation derartiger Anlagen.

Bei optimalen Rahmenbedingungen könnten mit Smart Meters in den nächsten 20 Jahren in der EU 53 Mrd. Euro eingespart werden. "Die Zunahme der Einsparungen hängt von der Fähigkeit der Politiker ab, die Einführung von Tarifen zu fördern, die Verbrauchern Anreize bieten, ihre Nachfrage zu Zeiten zu reduzieren, in denen Strom teuer ist (dynamische Preisgestaltung)", schreiben die Autoren Ahmad Faruqui, Dan Harris und Ryan Hledik. Durch die dynamische Preisgestaltung könnten die Versorgungskapazitäten, die für die Bedienung von Spitzenlasten notwendig sind, verringert werden.

Überzeugungsarbeit

Die Wissenschafter haben sich in ihrer Arbeit internationale Beispiele für die Akzeptanz dynamischer Tarife angeschaut. Dabei wurden riesige Differenzen festgestellt. Je nach Konzept lag die Akzeptanz der Kunden zwischen 20 und 80 %. Die Verfasser des Papiers haben errechnet , dass Kapazitäts- und Übertragungskosten um 67 Mrd. Euro gesenkt werden können, wenn 80 % der Verbraucher ihre Nachfrage zu Spitzenzeiten aufgrund dynamischer Preisgestaltung reduzieren würden.

Greifen nur 20 % auf eine dynamische Preisgestaltung zurück, seien es nur noch 14 Mrd. Euro. "Die Differenz von 53 Mrd. Euro ist die Belohnung, die politischen Entscheidungsträgern winkt, wenn sie Kunden überzeugen können, dynamische Tarife in größerem Maße zu akzeptieren", fassen die Autoren zusammen.

Hindernisse seien etwa unzureichende finanzielle Anreize, Schwierigkeiten bei der Abschätzung der Vorteile dynamischer Tarife oder einfach auch eine Risikoaversion. Politik wie Versorger müssten dagegen innovativ und transparent auftreten. Dynamische Tarife sollten zum Beispiel bezüglich der positiven Umweltwirkung quantifiziert werden. Zudem schlagen die Autoren vor, finanziell reizvolle Angebote für die automatische Reaktion von Kunden auf Nachfragespitzen vorzulegen.

Die Brattle Group glaubt, dass manche EU-Mitglieder durch die Einführung dynamischer Preise die "Nachfrage signifikant erhöhen könnte". Länder ohne regulierte Tarife sollten dynamische Tarife einführen, die in Abhängigkeit vom Zeitpunkt, zu dem der Kunde Strom verwendet, variieren.

Akzeptanz steigern

Für die Studienverfassser liegt es auf der Hand, dass die Einführung dynamischer Tarife für die Amortisierung der EU-Investition in intelligente Zähler den ausschlaggebenden Unterschied machen könnte. Die Brattle Group schätzt die Kosten der Installation von Smart Meters in der EU auf 51 Mrd. Euro. Die operativen Einsparungen würden sich aus der leichteren Ablesung von Zählerständen und anderen Messungen auf 26 bis 41 Mrd. Euro belaufen. Somit bleibe ein Loch von 10 bis 25 Mrd. Euro. Eine Lücke, die nur geschlossen werden könne, wenn die Kundenteilnahmerate bei Einführung dynamischer Tarife am oberen Ende der Akzeptanzskala liege.

Jetzt sei es an der Politik, bereits getätigte und künftige Investitionen der EU dadurch zu sichern, dass möglichst viele Konsumenten von den "intelligenten Preisen" überzeugt würden, erklärt Ahmad Faruqui.

In Österreich geht es vorderhand darum, wer die Kosten für die neuen Zähler und deren Installation übernimmt. Derzeit laufen die Verhandlungen zwischen dem Energieregulator E-Control und dem VEÖ. Der Regulator will, dass der Roll-out den Kunden nichts kostet. Die EVUs wiederum wollen das Ganze nicht ohne Gegenleistungen aus der eigenen Tasche finanzieren.

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