Die österreichischen Stromrechnungen werden bald transparenter. Das verspricht der Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ) und hat eine eigene Musterrechnung entwickelt. In Zukunft werden etwa Details über die Verbrauchsentwicklung, den Energie- beziehungsweise Netzgrundpreis sowie die Steuern und Abgaben ausgewiesen. Angeführt werden auch der Stromlieferant und der Netzbetreiber, sagte VEÖ-Generalsekretärin Barbara Schmidt vor Journalisten. Als einen wichtigen und richtigen Schritt stuft das die E-Control ein. Entscheidend sei aber, dass der Kunden die Rechnung verstehe, was mittelfristig hinterfragt werden müsse.
Insgesamt ist neue Rechnung drei Seiten lang. Auf dem Deckblatt werden die Gesamtkosten ausgewiesen, auf der zweiten Seite die verwendeten Begriffe erklärt und auf der letzten Seite sind die Rechnungsdetails (Ablesedatum, Verbrauchsentwicklung, etc....) zu finden. Die Rechnung wird ab sofort von den 135 VEÖ-Mitgliedern verwendet, sagte VEÖ-Präsident und Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber.
Die neue Rechnung sei ein "gelungener Kompromiss" zwischen der Erfüllung des Gesetzes und der Einfachheit, sagte Schmidt. Ursprünglich war im Entwurf des neuen Energie-Wettbewerbsgesetzes vorgesehen, dass Strom- und auch Gaskunden künftig zwei Fakturen erhalten - eine für Netzgebühren und eine für Energie. Der VEÖ hatte sich in der Vergangenheit immer wieder vehement gegen zwei Rechnungen ausgesprochen.
E-Control ist zufrieden
Der österreichische Energieregulierer E-Control begrüßt die Initiative der VEÖ: "Es scheint Schwung in ein lang diskutiertes Thema der Energiewirtschaft zu kommen." Der vorgestellte Entwurf biete jedenfalls mehr Transparenz und Übersichtlichkeit. "Das bedeutet mehr Vergleichbarkeit - eines der zentralen Themen im freien Markt: Wenn die Kunden die Angebote vergleichen können, bringt das neuen Schwung für den Wettbewerb.", so E-Control-Chef Walter Boltz in einer Aussendung.
Gleichzeitig drängt die Behörde auf eine rasche Umsetzung. "Wir gehen davon aus, dass der Sommer von den Stromunternehmen dazu genutzt wird, die Rechungen umzustellen, sodass sich die Energiekunden rasch ein Bild über ihre Energiekosten machen können", so Boltz. Ziel sollte sein, dass ab Herbst nur mehr optimierte Rechnungen versendet werden. Dies müsse auch für den Gasbereich gelten.
Überprüfung der Verständlichkeit
Die wirkliche Frage sei jedoch, ob sich der Konsument gut informiert fühlt und die Rechnung genügend Übersicht bietet. "Diese Musterrechung ist zwar eine Verbesserung, aber kein Ersatz für eine getrennte Rechnungslegung. Daher würden wir anregen, die Rechnung nach einem Jahr hinsichtlich Kundenzufriedenheit nochmals abzutesten", wünscht sich Boltz eine baldige Evaluierung.
AK will ein Gesetz
Auch für die Arbeiterkammer (AK) ist der Vorschlag des VEÖ ein "Schritt in die richtige Richtung". Die AK merkte aber in einer Aussendung an, dass freiwillige Vereinbarungen nicht gesetzliche Regelungen ersetzen. Die genauen Details der Gestaltung der Strom- und Gasrechnungen, etwa Energie-, Netzpreise, Name des Netz- und Energielieferanten, müssten daher im geplanten Wettbewerbsbeschleunigungsgesetz geregelt werden - im Herbst sollen die Verhandlungen dazu weitergehen. Via Gesetz müssten die Möglichkeiten für die entsprechende Kontrollen und Sanktionen möglich sein.