Wir zahlten 2008 um 77 Mio. Euro zuviel für Ökostrom

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Die E-Control hat ihren „Ökostrombericht 2008“ präsentiert. Demnach wurden im Vorjahr 252 Mio. Euro an Förderungen für die „Grünstrom“-Produktion in Österreich aufgewendet. Weiterverrechnet haben die Stromkonzerne aber vermutlich deutlich mehr, argwöhnt der Regulator. Vermutet wird "ein Körberlgeld" von zusätzlich 77 Mio. Euro.

Subventioniert wurde der Ökostrom im Vorjahr mit 252 Mio. Euro - nach 315 Mio. Euro im Jahr 2007. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh jährlich musste 2008 somit 34 Euro für die grüne Energie zahlen.

Das ist aber leider nicht alles, was die Stromkunden für die Ökostromförderungen bezahlen müssen. "Denn es besteht der dringende Verdacht, dass die von Stromlieferanten an ihre Stromkunden weiter verrechneten Ökostromaufwendungen in stark überhöhtem Ausmaß weiter gegeben werden", so Boltz.

Denn laut E-Control war die tatsächliche Kostenbelastung der Stromlieferanten durch den geförderten Ökostrom 2007 bis 2009 zwischen 0,36 und 0,46 Cent/kWh. „Tatsächlich haben die Stromlieferanten in diesen Jahren aber im Schnitt 0,51 Cent/kWh bis 0,60 Cent/kWh weiter verrechnet", so Boltz. Das würde einen Aufschlag von 40 Prozent bzw. 77 Mio. Euro durch die Stromlieferanten bedeuten und die Ökostrom-Gesamtkosten für das Jahr 2008 daher auf 329 Mio. Euro erhöhen. Für einen Haushalt bedeutet das eine zusätzliche Belastung von 6 Euro pro Jahr, in einem Gewerbebetrieb sind es rund 150 Euro.

„Wenn es sich bestätigt, dass diese Ökostromkosten überhöht weiter verrechnet werden, dann ist das Missbruch einer marktbeherrschenden Stellung.“ Die E-Control wird diese Diskrepanz nun eingehender prüfen. Bestätigt sich der Verdacht, sollen Bundeswettbewerbsbehörde und Kartellgericht eingeschaltet werden.

Ökostromtechnologien fehlt Marktreife

Generell konnte, so die Behörde, keine signifikante Entwicklung der Ökostromtechnologien hin zur Marktreife beobachtet werden. Im Vergleich zum durchschnittlichen Marktpreis von etwa 6,4 Cent/kWh war der 2008 durchschnittlich gewährte Einspeisetarif für Windkraftanlagen mit 7,8 Cent/kWh um 22 % höher, für Stromerzeugung aus fester Biomasse mit 13,6 Cent/kWh um 110 % und für Photovoltaik mit 60 Cent/kWh um 840 % höher als der Marktpreis.

"Das heißt, dass diese Technologien immer noch nicht so weit entwickelt sind, dass sie ohne zum Teil enorme Fördervolumina lebensfähig sind. Ziel sollte daher künftig sein, auf Technologien zu setzen, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind", so Boltz. Und da haben rohstoffunabhängige Technologien wie Windkraft und Wasserkraft deutliche Vorteile.

8 % des heimischen Stromes wird subventioniert

Insgesamt ist der Anteil geförderter Ökostrommengen (exkl. Wasserkraft) an der Stromversorgung über öffentliche Netze (55,4 Mrd. kWh, 55,4 TWh) im Vorjahr auf 8,1 % angestiegen, nach 7,7 % im Jahr 2007. Windkraft hatte mit 3,6 % dabei den größten Anteil, vor geförderter Stromerzeugung aus fester Biomasse mit 3,4 % und Biogas mit 0,9 %.

Insgesamt wurden von den 55,4 TWh rund 4,5 TWh nach dem Einspeisetarif-Förderungssystem gemäß Ökostromgesetz unterstützt, zusätzlich wurden 0,9 TWh aus Kleinwasserkraftanlagen von der Ökostromabwicklungsstelle abgenommen. Die Gesamterzeugung aus Kleinwasserkraft betrug etwa 4,6 TWh, der Großteil davon kann ohne Förderungen erzeugt oder weiter vermarktet werden.

„Mit einem prozentuellen Anteil von rund 8 % an der gesamten Strommenge in öffentlichen Netzen aus geförderter Windkraft, Biomasse und Biogas, konnte bereits ein beträchtlicher Anteil an gefördertem Ökostrom erreicht werden“, betont Regulator Walter Boltz. „Das beeinflusst die gesamten Stromversorgungsstrukturen in hohem Ausmaß.“

87 % der gesamten Ökostromerzeugung stammen aus Wasserkraft

In Österreich selbst wurden 2008 insgesamt 46,8 TWh Ökostrom erzeugt. Der größte Anteil der Ökostromerzeugung wurde 2008 mit 40,6 TWh aus Wasserkraft erzeugt (57 % des Gesamt-Bruttoinlandsstromverbrauchs von 70,9 TWh bzw. 87 % der gesamten Ökostromerzeugung). Die gemäß Ökostromgesetz mit Einspeisetarifen geförderten Ökostrommengen im Ausmaß von 4,5 TWh exklusive Wasserkraft entsprechen 9,6 % der insgesamt erzeugten Ökostrommengen.

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