Über die Chancen und Risiken der Brexit-Verhandlungen diskutierten Experten auf Einladung von Hypo Noe-Generaldirektor Peter Harold.
Der traditionelle Hypo Noe Clubabend widmete sich diesmal der Frage „Brexit – Startpunkt zur Neuordnung Europas?“. Rund 120 Gäste lauschten der Diskussion auf Einladung des Generaldirektors der Hypo Noe Landesbank für Niederösterreich und Wien AG, Dr. Peter Harold. Zu den Podiumsteilnehmern zählten der Nö. Landesrat Ludwig Schleritzko und der Präsident der Österreich-Britischen Gesellschaft Kurt Tiroch. Ebenso die Reuters-Korrespondentin Kirsti Knolle sowie Botschafter Mag. Alexander Schallenberg, Sektionsleiter im Außenministerium. Christiane Teschl moderierte die Podiumsdiskussion.
Stellungnahmen
Unterschiedliche Standpunkte prägten die Diskussion, an der später auch die zuhörenden Gäste teilnahmen. Gastgeber Peter Harold betonte, dass das Thema Brexit großen Einfluss auf die Finanzmärkte und Implikationen auf die Mitgliedstaaten habe: "Für Unternehmer ist die Rechtssicherheit das wichtigste Thema. Unternehmern geht es um Fragen nach Zollbestimmungen, Ein- Ausfuhrbestimmungen. Man sollte möglichst bald die Leitlininien definieren, um Planungssicherheit zu schaffen."
Landesrat Ludwig Schleritzko stellte fest, die Rosinenpickerei müsse mit aller Vehemenz abgelehnt werden. „Das, was jetzt verhandelt wird, ist ein Präzedenzfall und schafft ein Vorbild für die anderen Mitgliedstaaten, da muss man sehr vorsichtig sein.“
Alexander Schallenberg sieht die Schwierigkeit der Verhandlungen in Detailfragen. „Da gehe es etwa um Zulieferer, die den Flughafen Heathrow als Drehscheibe nutzen und ein Jahr im Voraus planen." Als Weckruf bezeichnete Botschafter Schallenberg das Brexit-Votum. Deshalb muss eine Kurskorrektur her.
Nach möglichen Ursachen des Brexit-Votums gefragt, meinte Korrespondentin Kirsti Knolle, dass die Politik sich den Veränderungen im Leben der Menschen nicht schnell genug angepasst habe: "Das Leben der Leute hat sich mehr verändert als die Politik, das betrifft ihre Jobs, ihr Leben."
Der Präsidente der Österreich-Britischen Gesellschaft Kurt Tiroch warb um Verständnis für die Position Großbritanniens: "Die Diskrepanz liegt in der Einstellung der Briten, die zu ihren Verpflichtungen stehen und es erledigen wollen - und dem Rest der EU, wo noch viele Fragen ungeklärt sind."
Einigkeit gab es in der am Ende der Diskussion zur Frage der künftigen EU-Ausrichtung. "Die EU hat immer eine Lösung gefunden, auch zu Brexit wird es eine Lösung geben. Man muss regional verankert sein, die Leute kennen, dann ist man nicht nur als Bank und Unternehmen gut aufgestellt, sondern auch als Europäische Union", so Harold.
Die Veranstaltung war der elfte Hypo Invest Club nach der Premiere im Mai 2009.