Wolfgang Eder hört auf

voestalpine bekommt neuen Chef

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Aktueller CEO wechselt Mitte 2019 in den Aufsichtsrat - Herbert Eibensteiner übernimmt den Konzern.

Das Ende einer Ära in der Konzerngeschichte der  voestalpine : CEO  Wolfgang Eder  (66; Bild) wechselt im Juli 2019 in den Aufsichtsrat und soll dort zwei Jahre später, nach einer "Cooling-off-Periode", den Vorsitz übernehmen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Seine Nachfolge an der Konzernspitze tritt im Juli 2019 der derzeitige Vorstand der Steel Division, Herbert Eibensteiner (54), an.

"Dr. Eder traf die Entscheidung, nicht mehr zur Verfügung zu stehen", sagte der derzeitige Aufsichtsratschef Joachim Lemppenau heute, Dienstag, in einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz am Rande der noch laufenden Aufsichtsratssitzung.

Alle weiteren Vorstandsmandate, die mit 31. März 2019 geendet hätten, hat der Aufsichtsrat der voestalpine in seiner heutigen Sitzung um fünf Jahre verlängert, das bedeutet Franz Kainersdorfer (Metal Engineering Division), Robert Ottel (CFO), Franz Rotter (High Performance Metals) und Peter Schwab (Metal Forming Division) führen ihre Tätigkeit jedenfalls bis zum Ende des ersten Quartals 2024 fort. Eders Funktion als Vorstandschef wurde um nur drei Monate bis zur Hauptversammlung am 3. Juli 2019 verlängert.

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"Der Aufsichtsrat hätte gern, dass Eder dann in den Aufsichtsrat kommt und nach zwei Jahren meine Nachfolge als Aufsichtsratsvorsitzender antreten könnte", so Lemppenau in der Telefonkonferenz. "Ich habe Hoffnung, dass wir Herrn Eder als Aufsichtsratschef längerfristig an das Unternehmen binden können." Eder ist seit mehr als 41 Jahren für die voestalpine aktiv - davon 24 Jahre im Vorstand und 15 Jahre als Konzernchef. "Mit Bedauern haben wir die Entscheidung von Dr. Eder, nicht noch einmal als CEO zur Verfügung zu stehen, zur Kenntnis genommen", hatte Lemppenau zuvor in der Konzernaussendung mitgeteilt.

"Unter Wolfgang Eders Führung hat sich der voestalpine-Konzern von einem österreichischen Stahlunternehmen zu einem globalen Technologie- und Industriegüterkonzern entwickelt und seinen Umsatz von ursprünglich rund vier Mrd. Euro seither mehr als verdreifacht", betonte der Aufsichtsratschef in der Aussendung. Eder habe mit dem Börsengang und der Privatisierung des ehemaligen "Flaggschiffs der Verstaatlichten Industrie Österreichs" den wohl prägendsten Einschnitt der Konzerngeschichte mitbegleitet und die strategische Neuausrichtung hin zum heutigen Fokus auf Hochqualität und Internationalisierung "mit viel Mut, Engagement und einem bemerkenswerten Führungsstil umgesetzt".

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"Ich freue mich nun darauf, eine erfolgreiche Übergabe an meinen Nachfolger sicherzustellen, den ich seit sehr vielen Jahren kennen und sowohl fachlich als auch als Mensch schätzen gelernt habe", wird Eder in der heutigen Konzernmitteilung zitiert. Gegenüber dem ORF-"Mittagsjournal" sagte er: "Man muss wissen, wann Schluss ist. Jetzt ist Zeit, das Feld für Jüngere zu räumen. Ich übergebe ein sehr gut bestelltes Unternehmen." An der Telefonkonferenz, einen Tag vor der morgigen Bilanzpräsentation, nahm er nicht teil.

Der studierte Maschinenbau-Ingenieur Eibensteiner ist seit 1989 für die voestalpine tätig und seit 2012 Mitglied des Vorstandes. Im Oktober 2014 übernahm der gebürtige Linzer von Eder die Leitung des umsatzstärksten Konzernbereichs Steel Division. Davor leitete er die Metal Forming Division. Eibensteiner sei auch maßgeblich an der forcierten Internationalisierung des Segments Automotive, also dem Bereich Autoindustriezulieferung, beteiligt gewesen. Seit 2014 ist Eibensteiner zudem Vizepräsident des europäischen Stahlverbandes Eurofer.

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Eibensteiner sei ein internationaler Manager, "der schon sehr lange in dem Unternehmen ist und umfassende Management- und Konzernerfahrung hat", strich der Aufsichtsratschef in der Telefonkonferenz hervor. "Jemand, der aus dem Unternehmen kommt und seine Kultur kennt, tut sich immer leichter als einer, der von außen kommt", meinte er. Mit Eibensteiner gehe die voestalpine davon aus, "dass damit das Unternehmen in seiner bisherigen Form weiter einheitlich stabilisiert werden und nachhaltig wachsen kann".

"Die Zeit, die kommt, ist nicht einfach - es wird 'ne Menge massiver Änderungen geben", räumte der Aufsichtsratschef ein. "Wir erwarten, dass die Internationalisierung des Konzerns weitergeht und wir hätten gern, dass wir ein internationales Unternehmen mit Sitz in Österreich haben." Das Unternehmen wachse "ja sehr nachhaltig und nicht raketenartig" - "und wir erwarten, dass das so nachhaltig gemacht wird wie bisher". Massiv verändern würden sich etwa die Weiterverarbeitung und auch die Automobilindustrie. "Wir wissen noch nicht, in welche Richtung", sagte er in Bezug auf Letztere. Die Wasserstoffpilotanlage in Linz sei "natürlich sehr spannend und kann darüber entscheiden, ob man in 20 Jahren noch Stahl in Europa machen kann".

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Wer nach Eibensteiner Vorstand der Steel Division wird, steht noch nicht fest: "Jetzt macht Herr Eibensteiner mal Stahl weiter", sagte Lemppenau in der Telefonkonferenz. "Wir im Aufsichtsrat haben uns entschieden, dass wir darüber im Herbst diskutieren." Es werde dann "in aller Ruhe und zeitgerecht" eine Entscheidung getroffen. Die Größe des Konzerns werde eine Doppelfunktion als Vorstandsvorsitzender und Chef des Stahlbereichs auf Dauer nicht zulassen, hieß es davor in der Pressemitteilung des Konzerns.

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