Europa bei Schweinegrippe nur in "Zwischensaison"

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Das kann unangenehm enden: Während das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) bis 24. August von weltweit rund 250.000 bestätigten A(H1N1)-Erkrankungen berichtete, dürfte die Gesamtzahl der Fälle bereits zwischen 1,5 und 2 Mio. Erkrankungen betragen.

Für Österreich lauten die Worst-Case-Szenario-Schätzungen auf bevorstehende insgesamt 2,4 Mio. Erkrankungen, davon 48.000 Spitalseinweisungen. Gleichzeitig liegen alle Impfstoffhersteller laut Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger (S) mit ihrer Vakzine-Produktion weit unter den Erwartungen.

Die Schweinegrippe sei in der nördlichen Hemisphäre noch nicht richtig ausgebrochen, versicherte die WHO am 25. August. Auf der südlichen Erdhalbkugel sei der Winter beinahe vorbei, das A(H1N1)-Virus verbreite sich jetzt langsamer.

Pandemie auf Nordhalbkugel beginnt erst

"Wir befinden uns in einer Zwischensaison und warten noch immer, dass die Pandemie auf der Nordhalbkugel wirklich beginnt", sagte WHO-Sprecher Gregory Hartl am 25. August. Die große Mehrheit der Fälle außerhalb der Risikogruppen - wie etwa schwangere Frauen oder Personen mit schlechter Gesundheit - zeichneten sich weiterhin durch harmlose Symptome sowie eine vollständige Genesung ohne Einsatz von Medikamenten aus.

Am 25. August beriet zu diesem Thema auch die österreichische Bundesregierung. Gesundheitsminister Alois Stöger (S) zeigte sich vor der Regierungssitzung einmal mehr bemüht, die gröbsten Ängste zu zerstreuen. Er verwies darauf, dass es in Österreich seit April lediglich 270 Fälle gegeben habe, was deutlich weniger sei als bei normalen Grippewellen.

Allerdings, die Situation kann sich noch deutlich verschlechtern. Dazu hieß es im Vortrag des Ministers: "Das ECDC veröffentlichte kürzlich erstmals Berechnungen über die mögliche weitere Entwicklung. Basierend auf den Daten des Vereinigten Königreiches, einem der am stärksten betroffenen EU-Länder. Dabei wird im Rahmen eines 'Worst-Case-Szenarios von einer klinischen Erkrankungsrate von bis zu 30 Prozent der Bevölkerung ausgegangen (...)."

2,4 Mio. Österreicher würden erkranken

Stöger: "Sollte dieses Szenario eintreffen, würden in Österreich über die gesamten Wellen der Pandemie ca. 2,4 Mio. Personen erkranken, und davon ca. 48.000 Personen hospitalisiert werden." Beim österreichischen Bundesheer lagern 1,122.302 Packungen antivirale Medikamente. Weiters werden Fässer mit antiviralen Medikamenten in Pulverform aufbewahrt, deren Inhalt äquivalent zu weiteren 3,178.438 Packungen ist. Es könnten daher mehr als 4 Mio. Erkrankte behandelt werden.

Der Pandemie-Impfstoff gegen A(H1N1) wird laut dem Minister voraussichtlich im September zugelassen und im Herbst dieses Jahres zur Verfügung stehen. Doch es wird zunächst viel zu wenig Impfstoff für eine schnelle Durchimpfung der Bevölkerung vorhanden sein. Österreich hat mit dem Pharmakonzern Baxter einen Vorvertrag auf Lieferung von 16 Mio. Dosen für die gesamte Bevölkerung (Kostenpunkt rund 95 Mio. Euro) abgeschlossen.

Produktionsniveau weit hinter den Erwartungen

Stöger: "Was die mengenmäßige Verfügbarkeit des Impfstoffes betrifft, so bleibt derzeit das Produktionsniveau aller Hersteller im Vergleich zum Vogelgrippeimpfstoff weit hinter den Erwartungen zurück. Am Beginn einer Impfaktion stehen daher definierte Gruppen wie medizinisches Personal und Risikogruppen." Baxter hatte zunächst gehofft, in seinen Zellkulturen in Bohumil in Tschechien nach Anlaufen der Produktion auf wöchentlich bis zu zwei Mio. Dosen zu kommen.

Laut dem Minister erhalten "A(H1N1)-Verdachts- und Erkrankungsfälle weiterhin neben der symptomatischen Therapie auch Neuraminidase-Hemmer ("Tamiflu", "Relenza", Anm.)." Hier haben Kassenärzte zuletzt beklagt, dass die Chefärzte österreichischer Krankenkassen Rezepte auf diese Arzneimittel offenbar nur nach Protest bewilligten.

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