Hahn lehnt Quotenregelung für Mediziner-Tests ab

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Nichts von speziellen Quoten, etwa für Frauen, wie sie VP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger für die Aufnahme ins Medizin-Studium gefordert hatte, hält Wissenschaftsminister Johannes Hahn: "Zusätzliche Kategorien von Quoten würden nur das Symptom verdecken, nicht aber die Ursache für das unterschiedliche Abschneiden behandeln", so Hahn gegenüber der APA.

Der Minister ist dafür, "dass die Ursache, die, wie wir wissen, vor allem in der unterschiedlichen Kultur bei der Benotung in den naturwissenschaftlichen Fächern in der Schule liegt, behoben wird." Hier sei vor allem das Bildungsressort gefordert, die Lehrkräfte für eine gleiche Kultur in der Benotung zu sensibilisieren.

Analyse weist auf Abstand zur Matura hin

Zudem verwies man im Wissenschaftsministerium auf eine Analyse der Testergebnisse von 2008 und 2009 an der Medizin-Uni Graz, die am 13. August veröffentlicht wurde: Demnach ist die Geschlechterdifferenz beim Auswahlverfahren "stark beeinflusst" vom Zeitabstand zur Matura. Die Leistung der Bewerberinnen und Bewerber, die ein Jahr nach Ablegen der Matura antreten, sei deutlich besser als bei einem Antritt unmittelbar nach der Matura.

Der Analyse zufolge ist der Leistungsanstieg bei Frauen ein Jahr nach der Reifeprüfung ganz besonders groß: "Unmittelbar nach der Matura antretende Frauen erreichten in beiden Jahren nur knapp über 80 Prozent des Punktemittelwerts, ein Jahr nach der Matura aber zwischen 110 und 115 Prozent", hieß es. Im Vergleich: Männer erzielten unmittelbar nach der Matura einen Wert zwischen knapp unter 100 Prozent und knapp über 105 Prozent - sie steigerten sich bei Antritt ein Jahr nach der Reifeprüfung auf etwa 115 bis 120 Prozent. Der Leistungsunterschied zwischen Männern und Frauen unmittelbar nach der Matura sei statistisch signifikant, jener zwischen den Geschlechtern beim Antritt ein Jahr nach der Matura ein rein zufälliges Ergebnis.

Zusätzlich müsse berücksichtigt werden, dass bei den unmittelbar nach der Matura antretenden Bewerbern der Frauenanteil sehr stark überwiegt, da viele der Männer unmittelbar nach der Matura Präsenz- oder Zivildienst ableisten. "Bei jener Gruppe, die ein Jahr nach der Matura zum Kenntnistest antritt, ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ziemlich ausgeglichen - und hier gibt es, wie oben beschrieben, auch keine Unterschiede in der Leistung mehr", hieß es weiter. Zudem zeigte sich, "dass in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie die Männer federführend sind, während bei Biologie und beim Textverständnisteil überhaupt kein Unterschied zwischen den Leistungen von Männern und Frauen zu finden ist, auch nicht bei einem Antritt unmittelbar nach der Matura".

Tests werden weiterentwickelt

Aufbauend auf diese Ergebnisse will die Medizin-Uni Graz ihr Auswahlverfahren qualitativ weiterentwickeln. Diese Absicht wie auch die angekündigte Einrichtung eines Forschungsprojekts an den Medizin-Unis Wien und Innsbruck zur Ursachenforschung und vor allem auch die Vorbereitung an den Schulen begrüßt das Wissenschaftsministerium. Erkenntnisse, die die Universitäten aus ihren Untersuchungen ziehen, würden bei Vorliegen zur Verfügung gestellt.

Gegen Aufnahmetests beim Medizinstudium sprach sich die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) in einer Aussendung aus: Diese hätten sich als ungerecht erwiesen und sollten abgeschafft werden. "Die Aufnahmetests beweisen nur eines: dass es keine gerechten Zugangsbeschränkungen gibt", so ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer. Statt Auswahlverfahren müsse es "zu einem massiven Ausbau von Studienplätzen sowie erweiterter Beratung vor der Studienwahl kommen".

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