Emirat Sharjah macht Dubai Konkurrenz

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Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) - wenn dieser Name fällt, denken viele an die künstlichen Inselprojekte und Hochhäuser in Dubai oder an den neuen Formel-1-Ring in Abu Dhabi. Den wenigsten kommen dabei die Emirate Sharjah, Ajman, Fujeirah, Umm al-Qaiwain und Ras als-Khaimah in den Sinn. Das Scheichtum Sharjah möchte dem nun gegensteuern und den Tourismus stark ankurbeln.

Bis 2012 sollen die aktuell 8.000 Hotelbetten auf 12.000 aufgestockt und die Zahl der Besucher von derzeit 1,5 auf 3,5 Mio. gesteigert werden, sagte Scheich Sultan bin Ahmed Al Qassimi, Vorsitzender der Sharjah Commerece & Tourism Development Authority.

Der Ausbau des Tourismus soll nicht überstürzt erfolgen: "Wir haben es nicht eilig." Angelockt werden sollen vor allem Familien und kulturinteressierte Urlauber. Punkten möchte das Emirat dabei mit seinen 19 Museen, den bunten Märkten wie dem Freitagsmarkt und der neoklassischen arabischen Architektur, die im ganzen Emirat zu finden ist.

Es war aber nicht immer so, dass Sharjah unbekannter als Dubai war. In den 60er und 70er Jahren bescherten Gas- und Erdölfunde Wohlstand, Hotellerie und Tourismus blühten auf. Anfang der 1980ern kam die Wende, als dem Scheichtum während der vom Iran-Irak-Krieg ausgelösten Erdölkrise das Geld ausging. Der saudische König Faisal unterstütze Sharjah, als Gegenleistung musste das Emirat aber dem Alkohol abschwören. Die Bars und Clubs wurden daraufhin geschlossen, die Touristen blieben aus und das Scheichtum versank im Dornröschenschlaf, während der Fremdenverkehr in Dubai beflügelt wurde.

Billige Alternative

Da es in Sharjah nicht nur Hotels der Superklasse gibt, stellt es für viele Touristen die billigere Alternative zu Dubai oder Abu Dhabi dar. Vor allem Russen und Europäer haben das Emirat als Ferienziel entdeckt und nützen es zum Teil als Basis für Ausflüge in die benachbarten Scheichtümer. Neben lokalen 3- und 4-Stern-Hotels sind in Sharjah aber auch internationale Fünf-Stern-Ketten wie Radisson SAS, Marriott und Holiday Inn angesiedelt.

Obwohl in Sharjah nicht rasant gebaut wird und die Häuser authentisch aussehen, gibt es trotz allem einen Hauch von Künstlichkeit. Drei Meeresbuchten wurden ausgehoben und so kilometerlange Uferlandschaft geschaffen, wo Wohn- und Geschäftsanlagen errichtet wurden. Neben den Buchten wurden auch Kanäle künstlich geschaffen. An den Ufern eines dieser künstlichen Gerinne befindet sich die Vergnügungsmeile Al Qasba, wo sich Einheimische und Touristen in den alkoholfreien Lokalen amüsieren.

Entstanden sind die vielen Bauten und Kanäle in Sharjah und den VAE insgesamt auf dem Rücken meist ausländischer Arbeiter. Von den mehr als 5 Mio. Einwohnern in den VAE sind rund 83 % Nicht-Emiratis. Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe sind Inder und Pakistani, die zusammen an die 23 % der Bevölkerung ausmachen. Für die Leute, die am Golf arbeiten, ist das Leben aber nicht immer einfach. Arbeitslosen- und Pensionsversicherungen müssen die Arbeitnehmer selbst abschließen und bei einem Verlust des Jobs haben sie sechs Monate Zeit, einen neuen zu finden, sonst müssen sie die VAE verlassen.

Bei Problemen mit den Arbeitgebern können sich die Angestellten und Arbeiter auch nicht an die Gewerkschaft wenden, da es keine gibt. Im Streitfall fungiert das "Ministry of Labour and Social Affairs" als "Schiedsrichter" und versucht zu vermitteln. Bleiben die Bemühungen ohne Erfolg, kann das Verfahren vor Gericht gehen.

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