Hallen-Skilauf: Längst keine Schnapsidee mehr

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Skifahren in der Halle? Was für viele Alpenländler immer noch eine Schnapsidee ist, begeistert seit Jahren Millionen "Flachländer" von Japan über China, Indien, den arabischen Raum bis Europa. Selbst offizielle Weltcup-Bewerbe im Snowboard werden längst "Indoor" durchgeführt. Am Samstag (7.11.) geht in Frankreich sogar die erste Alpinski-EM in Szene.

Ganzjähriger Pistenspaß und Hüttengaudi bei Minustemperaturen dürfte also vor allem abseits der Berge ganz gut ankommen, werden doch von www.skiresort.de weltweit mehr als 60 existierende, in Planung oder Bau befindliche Ski- oder Schneehallen angeführt.

Die bekanntesten in Europa sind die 2001 vom ehemaligen Ski-Weltmeister Marc Girardelli errichtete Halle in Bottrop (Deutschland) und die "Snowworld" Landgraaf in den Niederlanden. Neben Europa verfügt Japan über die meisten Hallen, aber selbst in Indien, Singapur, Malaysia und immer mehr im arabischen Raum gibt es seit Jahren Indoor-Möglichkeiten mit Schnee.

Die Trendsetter beim Bau der riesigen "Kühlboxen" sind die Arabischen Emirate. Dubai hat vor einigen Jahren die größte Ski-Halle überhaupt eröffnet, in Ra's al-Chaima und Abu Dhabi wird schon über Hallen mit Pistenlängen von mehr als zwei Kilometern nachgedacht. In Abu Dhabi, wo man an der Küste gerade ein einzigartiges Formel-1-Projekt aus dem Boden gestampft hat und ohnehin schon über eine Skihalle in einem Einkaufszentrum verfügt, soll bis 2013 an der Grenze zum Oman vom 1.240 m hohen Jebel Hafeet ein komplexes Wüsten-Projekt verwirklicht werden.

2,8 km soll die Piste im 337.000 Quadratmeter großen Gesamtkomplex "Jebel Hafeet Glacier", das auch einen Themenpark, einen Golfplatz und zwei Hotels inkludiert, lang sein. Die Energie für die Hallenkühlung kommt aus der Erde und von der Sonne. Sogar Skispringen soll man laut den Initiatoren dann dort können.

Windstille und unkomplizierte Hüttengaudi

Kleinere Brötchen bäckt man in Europa, wo Großbritannien, Deutschland und die Niederlande über die meisten Ski-Hallen verfügen. Im Ruhrgebiet etwa steht das auf einer Abraumhalde errichtete "Alpincenter" Bottrop, das mit seinen 640 Metern über die derzeit längste Hallenpiste der Welt verfügt. Gleichbleibende Schneequalität, eine stete Temperatur von minus 4 Grad sowie Windstille und unkomplizierte Hüttengaudi garantiert. Auch Skiverbände nutzen angesichts der Wetterkapriolen die konstanten Hallen-Bedingungen längst zum Techniktraining und Materialtuning.

Nur mit Winterbetrieb alleine könnte man aber zumindest in Europa keine Skihalle kostendeckend führen. Das mussten auch die Girardellis in Bottrop zur Kenntnis nehmen und verkauften 2004. Ein 365-Tage-Konzept mit Sommerrodelbahn, Biergarten und Erlebnisberg scheint nun aber zu funktionieren. Laut Marketing-Chef Fabian Wilmes nutzten 99,9 % der 400.000 Besucher im Vorjahr das All-Inclusive-Angebot um 35 Euro, das unbegrenztes Skifahren, Geräteverleih sowie Essen und Trinken bis 3 Uhr früh am Wochenenden inkludiert.

Österreich ist bezüglich Skihallen - noch - ein weißer Fleck. Das ist aber gar nicht so selbstverständlich, wurde doch 1927 in der Halle des Wiener Nordwestbahnhofs mit dem "Schneepalast" die weltweit erste Skihalle - gefahren wurde auf "Soda-Schnee" - überhaupt eröffnet. Die Bundeshauptstadt könnte 85 Jahre später erneut Standort für ein Skihallenprojekt sein. Bis 2012 soll eine Anlage mit 400 Metern Pistenlänge und bis zu 100 Metern Breite errichtet werden. Zumindest hält Initiator Iconvienna an den Anfang dieses Jahres bekanntgewordenen Plänen für eine Skihalle in Wien fest.

Vorgesehen sind Investitionen in der Höhe von 100 Mio. Euro, wobei zuletzt zwei Standorte im Bezirk Donaustadt zur Debatte standen. Im Fall einer Umsetzung hatte Bürgermeister Michael Häupl eine Unterstützung seitens der Stadt ausgeschlossen. Im Rahmen einer Gemeinderatssitzung Ende Jänner hatte er das Projekt als "Schnapsidee" bezeichnet.

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