Wiens erstes Öko-Hotel hat eröffnet: Nach einjähriger Bauzeit und Investitionen von 4,8 Mio. Euro ist die Umgestaltung und Erweiterung des "Boutiquehotels Stadthalle" nahe dem Westbahnhof in ein Passivhaus mit Null-Energie-Bilanz nun fast abgeschlossen. "Hier schläft man absolut emissionsfrei", freute sich Eigentümerin Michaela Reitterer bei der Präsentation. Stimmt noch nicht ganz: Denn momentan liegt der Deckungsgrad erst bei 85 %, weil die Genehmigung für drei - für das Dach vorgesehene - Windräder noch aussteht.
Im Zuge der Arbeiten wurde nicht nur das bereits bestehende Hotel mit 44 Zimmern umgerüstet, sondern durch einen Zubau weitere 38 Nächtigungsräume geschaffen. Obwohl im fünften und sechsten Stock noch Kleinigkeiten zu erledigen seien, läuft der Betrieb bereits: "Wir sind derzeit fast ausgebucht", versicherte Reitterer, die auch Landesvorsitzende der Österreichischen Hoteliervereinigung ist. Laut Homepage sind Einzelzimmer ab 69 Euro, Doppelzimmer ab 99 Euro buchbar.
Neben einer 160 Quadratmeter großen thermischen Solar- und einer 84 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage sorgen u.a. die Nutzung des Regenwassers oder eine durchgehende LED-Beleuchtung für eine möglichst ausgeglichene Energiebilanz. Energieerzeugung und -verbrauch sollen demnächst jedenfalls visualisiert und im Internet immer aktuell abrufbar sein.
Was die Windräder anbelangt, sieht sich Reitterer seit längerem mit rauem Gegenwind konfrontiert: Zahlreiche Gutachten und behördliche Hürden seien für das umstrittene Vorhaben nötig. "Bei den schiachen Handymasten heißt es, sie dienen dem allgemeinen Wohl." Es sei seltsam, warum dies für den Umweltgedanken nicht gelten solle, wunderte sich die Hotelchefin heute.
Im Falle einer Ablehnung der Windräder ist eine Erweiterung der Photovoltaik geplant, um die angestrebte Null-Bilanz zu schaffen. Unzufrieden ist Reitterer mit der städtischen Förderungspolitik. Im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt es in Wien auffällig wenig Unterstützung für derartige Bauprojekte.