Prüfungsphase dauert an - Die Zeit drängt

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Bis 31. Juli gilt das Angebot der Deutschen Lufthansa für die angeschlagene Austrian Airlines (AUA). Klappt es zeitgerecht mit dem "Go" aus Brüssel, kann die AUA in diesem Sommer unter die rettenden Fittiche der Kranich-Airline schlüpfen. Bedingungen: Freigabe einer halben Milliarde Staatszuschuss und Einigung über das Ausmaß der erwarteten Streckenkürzungen.

Gegen alle Hoffnungen der beteiligten Airlines und der Republik Österreich gibt es am Mittwoch vorerst weiter keine Startfreigabe im Wettbewerbsverfahren. Der Deal soll stattdessen vertieft geprüft werden, was bis zu 90 Tagen dauern kann.

Wie es für die AUA als nationale Fluglinie begann und wie die Krise am Schluss das Privatisierungstempo vorgab:

1957 - Gründung der Fluglinie, bis 1988 zur Gänze im Staatseigentum.

1988 - Börsegang. Verkauf von 25 Prozent des Aktienkapitals. Swissair beteiligt sich mit 3 Prozent.

1989 - Kapitalerhöhung. Die AUA ist zu 37,9 Prozent privatisiert. ANA kauft 3,5 Prozent, Swissair stockt auf 8 Prozent auf.

1990 - Weitere Kapitalaufstockung. Swissair geht auf 10, ANA auf 9 Prozent, Air France hält 1,5 Prozent.

1999 - Kapitalerhöhung. ANA-Paket geht an inländische Investoren (Banken etc). ÖIAG zieht nicht mit, Staatsanteil sinkt unter 50 Prozent. Auch Swissair steigt aus.

2007 - ÖIAG stockt nach BAWAG-Ausstieg auf 42,75 Prozent auf.

2008: Mai: Einstieg des österreichisch-saudischen Investors Al Jaber platzt. Ein Rechtsstreit entbrennt.

Juli: AUA und Politik rücken von Stand-alone-Strategie ab, Boston Consulting reiht Lufthansa als Top-Partner.

12. August: Ministerrat erteilt ÖIAG AUA-Privatisierungsauftrag. Noch mit Bedingung: 25 Prozent "Austro-Sperrminorität".

Ende August: Ein Dutzend Interessenten angemeldet. Lufthansa Favorit.

Oktober: Finanzkrise verschärft Zwang zum Verkauf. 2008 droht riesiger Verlust. Nach Ende der Anbotsfrist Chaos um Ablauf der Privatisierung. Der Verkauf muss einige Wochen verschoben werden. Lufthansa verlängert das Angebot, fordert aber einen Schuldennachlass. Verlängerung des Privatisierungsauftrags bis 31. Dezember. Österreich schießt für Deal 500 Mio. Euro zu.

November: AUA-Verkauf an Lufthansa praktisch fix. Air France, S7 nicht nicht im Bieterprozess.

3. Dezember: Lufthansa-Aufsichtsrat gibt grünes Licht für AUA-Übernahme, bietet 4,44 Euro/Aktie für Streubesitz, aber nur 366.000 Euro für 41,6 Prozent-Paket aus ÖIAG-Besitz.

5. Dezember: ÖIAG und Lufthansa unterzeichnen Kaufvertrag, vorbehaltlich der Genehmigungen durch Wettbewerbsbehörden. Die AUA erhält von der ÖIAG 200 Mio. Euro "Notkredit", bis Ende Juli 2009 gültig.

22. Dezember: Lufthansa bessert Angebot an AUA-Streubesitz auf 4,49 Euro je Aktie nach.

2009: 29. Jänner: AUA-Chef Alfred Ötsch abgelöst. Neue Bosse Andreas Bierwirth und Peter Malanik.

30. Jänner: Konkursgefahr steigt: Die AUA schnürt ein Akut-Krisen-Sparpaket für 225 Mio. Euro. Gehaltskürzungen für Führungskräfte, Kurzarbeit für tausende Mitarbeiter ab April.

11. Februar: Die EU leitet ein Beihilfeverfahren ein.

19. Februar: Der Verlust hat das halbe AUA-Grundkapital aufgezehrt.

13. März: Megaverlust im letzten Jahr der Eigenständigkeit wird bekannt: 430 Mio. Euro Defizit für 2008.

8. Mai: Antrag auf Wettbewerbsprüfung in Brüssel.

11. Mai: Mehr als 85 Prozent der Aktionäre dienen der Lufthansa Aktien an. Dreimonatige Nachfrist für restliche Aktionäre - ab 90 Prozent Abspaltung für Börse-Abzug.

11. Juni: EU-Wettbewerbsprüfung vom 17. Juni bis 1. Juli verlängert. Lufthansa macht Zugeständnisse.

30. Juni: EU-Verkehrskommissar Tajani: Beihilfeprüfung dauert noch ein paar Wochen

1. Juli: Lostag im Wettbewerbsverfahren verstreicht: Wieder Aufschub (vertiefte Prüfung).

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