In der Buwog-Affäre kommen immer neue Details ans Licht.
Michael Ramprecht, früher im Kabinett von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und nun als Zeuge in der Affäre vom Staatsanwalt einvernommen, sagt gegenüber der "Presse", die Privatisierung 2004 sei "ein abgekartetes Spiel" zugunsten der Immofinanz gewesen.
Seine Frau und sein Bruder, beide damals beim Immobilienunternehmer Ernst Karl Plech beschäftigt, hätten ihn seinerzeit angefleht, die Sache auf sich beruhen zu lassen. "Ich habe auch um meinen Job gefürchtet", so Ramprecht.
Ramprecht war damals Geschäftsführer der Bundesbeschaffungs GmbH (BBG) und betreute die Buwog-Privatisierung. Mitte 2001 wurde er dorthin entsandt, zuvor war er ein gutes Jahr im Kabinett Grasser gewesen. Plech war Buwog-Aufsichtsratspräsident. "Mit mir hat Grasser überhaupt nicht mehr geredet, seine Wünsche sind mir von Plech ausgerichtet worden." Der Zuschlag an das Immofinanz-Konsortium sei ausgemachte Sache gewesen, so Ramprecht. Grasser und Plech dementieren dies entschieden.
Plech habe der Familie Ramprecht auch eine Wohnung vermittelt, als diese nach Grassers Amtsantritt 2000 nach Wien übersiedelte, berichtet das "profil". "Plech hat sich wohl gedacht: Da vermittle ich ihm eine Wohnung, und dann tut der auf unkooperativ. Der war sauer auf mich", schildert Ramprecht dem Magazin. Grasser selber ist mit Plech geschäftlich verbunden: Grasser ist seit August 2009 Drittel-Gesellschafter der GPS Immobilen GmbH, ein weiteres Drittel hält die Plech & Plech Immobilientreuhänder GmbH.
Aus Freunden werden Aufsichtsräte
"profil" bringt auch Grassers Vertrauten Herbert Kofler aufs Tapet. Der Klagenfurter Uniprofessor, Betreuer von Grassers nicht fertiggestellter Dissertation, habe im Oktober 2003 im Aufsichtsrat der Immofinanz-Tochter Immoeast angedockt - gut 8 Monate vor dem Buwog-Verkauf. Via Immoeast wurden 2006 und 2007 die Millionenprovisionen für Peter Hochegger und Werner Meischberger Richtung Zypern abgewickelt.
Seit Ende 2008 fungiert Kofler auch als Aufsichtsratspräsident der Konzernmutter Immofinanz, bei Immoeast stellt er nunmehr den stellvertretenden Vorsitzenden des Kontrollgremiums. Kofler selber dementiert jeden Zusammenhang mit der Buwog-Privatisierung: "Ich war zu keinem Zeitpunkt mit dem Thema Buwog befasst und habe auch mit Grasser oder anderen nie darüber gesprochen", zitiert das Magazin.
Er sei damals auf Vorschlag von Ex-Wienerberger-General Erhard Schaschl in den Immoeast-Aufsichtsrat eingerückt. "Man mag da eine schiefe Optik erkennen, aber das eine hatte mit dem anderen wirklich nichts zu tun."
Der Lobbyist Peter Hochegger ist von der Immofinanz nicht erst in der Schlussphase des Buwog-Verkaufs Anfang Juni 2004 eingeschaltet worden, wie das der mit Datum vom 2. Juni 2004 ausgestellte Vertrag mit der Hochegger-Meischberger-Firma Valora nahelegt, sondern schon viel früher.
Nach der Bestellung der Investmentbank Lehman Brothers, aber noch vor Bildung des "Austro-Konsortiums", das dann auch den Zuschlag für die Buwog erhalten hat, bot Hochegger dem damaligen Immofinanz-Chef Karl Petrikovics seine Dienste an, wie es aus informierten Kreisen heißt. Die beiden kannten einander schon seit Jahren, auch über die Constantia Privatbank, für die Hochegger seit 2001 wiederholt tätig war und deren Chef ebenfalls Petrikovics war.
Längere Zeit sei Hochegger dann nicht auffällig in Erscheinung getreten, habe aber offenbar kurz vor Ablauf der Angebotsfrist für die Buwog auf eine "Verschriftlichung" der früheren mündlichen Vereinbarung für seine Lobbying-Tätigkeit gedrängt. Idee war dabei, dass der PR-Profi vor allem das "Österreichische" am später siegreichen Konsortium hervorkehrt, nachdem Mitbewerber auch ausländische Partner mit an Bord hatten.
Dass Private-Equity-Fonds selbst bei Wohnungskäufen oft nur an raschen Gewinnen interessiert sind, kannte man damals auch von deutschen Beispielen. "Die Überlegung war, man muss was gegen die Ausländer tun und auf eine Mindestbehaltefrist drängen", so der Informant. Wie viele damals wussten, dass neben Hochegger auch Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger mit im Spiel war, ist nicht bekannt. "Vielleicht wusste das nicht einmal der Herr Petrikovics", heißt es.