Absprache bei PayTV?

Razzia bei ProSiebenSat.1 und RTL

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Das deutsche Bundeskartellamt hat am Mittwoch die großen Privatsender ProSiebenSat.1 und RTL durchsucht. Die Beamten sind dem Verdacht nachgegangen, dass die Sender sich abgesprochen hätten, ihre digitalen Free-TV-Programme künftig gemeinsam verschlüsselt auszustrahlen und für den Empfang ein zusätzliches Entgelt zu verlangen.

Zudem sollen sie technische Maßnahmen abgesprochen haben, um die Nutzung der Programme einzuschränken. Dazu zählten etwa Kopierschutzfunktionen. Den Unternehmen drohen empfindliche Geldbußen, wenn sich der Verdacht der Wettbewerbshüter bestätigen sollte.

Sprecher von ProSiebenSat.1 und RTL bestätigten die Razzien, wollten aber unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine weiteren Details nennen. Die Sendergruppen aus München und Köln teilen den milliardenschweren deutschen TV-Werbemarkt beinahe komplett unter sich auf. Beide haben bereits einige kleinere PayTV-Sender im Angebot, meist Spartenkanäle für Krimi- oder Serienfans.

Akkordiertes Pay-TV gegen die Werbeflaute?

Vor allem ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling wollte nach massiven Einbrüchen bei den Werbegeldern 2009 für einige Fernsehkanäle Geld von den Zuschauern verlangen. Die Pläne sind allerdings noch nicht weit gediehen. Zudem bieten beide TV-Konzerne seit einiger Zeit ihre Programme in besserer Bildqualität auf der Satelliten-Plattform "HD Plus" an - zunächst noch gratis, bald aber auch hier gegen Bezahlung.

Die Aktien von ProSiebenSat.1 verloren bis Handelende 10 %. Die Titel der RTL Group in Luxemburg gaben um 1,3 % nach. Zur RTL Group gehören neben der RTL Deutschland auch noch viele weitere Sender in ganz Europa.

Bereits 2007 fanden Razzien bei den Sendern statt

Razzien des Kartellamts sind für die Sender RTL und ProSiebenSat.1 nichts Neues. 2007 hatten die Kartellwächter die Werbezeitverkäufer von RTL und Pro7 durchsucht. Am Ende des Verfahrens standen hohe Geldstrafen. ProSiebenSat.1 überwies dem Kartellamt 120 Mio. Euro, RTL zahlte für die Vermarktungspraktiken der Tochter IP Deutschland ein Bußgeld von 96 Mio. Euro.

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