Weltuntergangsstimmung in Portugal

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Das hoch verschuldete Portugal hat eine Beschleunigung seines Sanierungsplans angekündigt. Man wolle verschiedene Maßnahmen, die nach dem "Programm für Stabilisierung und Wachstum" erst in den nächsten Jahren vorgesehen waren, schon in diesem Jahr in Kraft setzen, erklärte Ministerpräsident Socrates. Die Kreditwürdigkeit Portugals war gleich um zwei Noten von "A+" auf "A-" herabgestuft worden.

Am Mittwoch herrschte im hoch verschuldeten ärmsten Land Westeuropas nahezu Weltuntergangsstimmung. Eine Streik-Welle gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Regierung trugen nicht unbedingt zur Beruhigung bei. "SOS Frau Merkel!", schrieb in seiner Kolumne der Leiter des Wirtschaftsblattes "Jornal de Negocios", Pedro Guerreiro.

"Was die Portugiesen am meisten erschreckt ist die Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit Rekordniveau (10,4 Prozent) erreicht hat und man das Gefühl hat, dass sich die Lage so schnell nicht bessern wird", analysierte für dpa "Jornal de Negocios"-Chefredakteurin Eva Gaspar. Die Gewerkschaften meutern deshalb gegen die Sparpläne. Diese Woche legen die Briefträger die Arbeit bis Freitag nieder, am Dienstag kam der öffentliche Verkehr wegen eines Streiks beinahe zum Erliegen und am Mittwoch traten die Angestellten des Parlaments in den Ausstand. "Die Protestaktionen werden zunehmen", warnt der Boss der größten Gewerkschaft des Landes (CGTP), Manuel Carvalho da Silva.

Finanzminister dos Santos beteuerte am Mittwoch, sein Land sei Opfer einer "spekulativen Attacke durch die Märkte". Mit solchen Reaktionen kommt die sozialistische Regierung allerdings bei kaum einem Portugiesen an. "Wer über seine Verhältnisse lebt und das ausgibt, was er nicht hat, muss die Folgen in Kauf nehmen", sagte der Präsident des mächtigen Sonae-Konzerns, Belmiro de Azevedo, der als reichster Mann Portugals gilt.

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