Coronavirus

So verbreitete sich das Coronavirus von Ischgl aus

Teilen

Laut einem aktuellen Datensatz steckten sich Personen aus 55 Ländern in dem Ski-Hotspot an.

Tirol ist die Zahl der aktuell mit dem Coronavirus Infizierten am Samstagabend erstmals unter die 100er-Marke gerutscht. Während in den vergangenen 24 Stunden sieben weitere Personen als genesen galten, gab es nur ein weiteres positives Testergebnis. Damit sank die Zahl der aktuell Erkrankten auf 99. Die Anzahl der Todesfälle blieb stabil auf 107. In den beiden als Hotspots geltenden Orten St. Anton und Ischgl gab es noch drei bzw. noch einen Erkrankten.

Wie wild das Virus in den Ski-Hotspots aber wütete, macht ein neuer Datensatz des Verbraucherschutzvereins (VSV) deutlich. Wie das "Profil" berichtet, meldeten sich beim VSV 5.384 Menschen aus 55 Ländern, die sich in Ischgl und einige wenige auch in St. Anton angesteckt haben sollen.

Ein Großteil dieser stammen aus Deutschland (3680), dahinter liegen die Länder Niederlande (526), Großbritannien (152), Belgien (151), Schweiz (133) und Dänemark (82). Auch knapp über 200 Österreicher und 34 US-Amerikaner meldeten sich beim Verein. Insgesamt sind Fälle in allen Erdteilen dokumentiert, darunter Länder wie Brasilien, Singapur, Simbabwe, Australien und Kambodscha.

Dass die Zahl der Betroffenen tatsächlich bei 3.680 glaubt der Verein nicht. Die Dunkelziffer der Infizierten sei wesentlich höher. So meldeten sich beim VSV 42 Norweger, die sich laut eigenen Angaben in Ischgl angesteckt haben. Die offizielle Zahl stieg in Norwegen jedoch bis zuletzt auf 696 an, also 16 Mal so viele, wie sich gemeldet hatten. All diese Personen, die sich nun gemeldet hätten, wollen sich nun an einer Sammelklage des VSV gegen die Republik Österreich beteiligen.

Kurz ruft zur Besonnenheit auf: "Würde niemals von Italien Entschuldigung verlangen"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hingegen hat bei der Aufklärung der Corona-Causa Ischgl zur Besonnenheit aufgerufen. "Ich glaube man sollte vorsichtig sein bei der Suche nach Schuldigen", sowohl was Personen als auch Regionen betreffe, sagte Kurz am Freitag bei einer Pressekonferenz auf Journalistennachfrage. Es sei "nicht sinnvoll international ein 'Blame Game' zu spielen, wer an dieser Pandemie schuld ist", sagte Kurz. "Ich würde niemals von den Italienern eine Entschuldigung einfordern, dafür dass italienische Gäste in österreichische Skiorte das Virus eingeschleppt haben, weil sie das sicher nicht absichtlich gemacht haben." Die Bundesregierung plant nicht, sich bei ausländischen Touristen wegen der Corona-Causa Ischgl zu entschuldigen.

Internationale Orte, etwa Skigebiete in Italien, Schweiz und Österreich, hätten zur Covid-19-Verbreitung beigetragen, so der Bundeskanzler. "Eine Selbstkritik und eine Auseinandersetzung, was hätte man besser machen können, ist wichtig". Es sei aber "falsch so zu tun, als gebe es einen einzigen Ort, der weltweit für die Pandemie verantwortlich ist".








 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.