Coronavirus

Anschober: "Wir dürfen jetzt nicht nachlassen"

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Gesundheitsminister Rudi Anschober im ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Stimmt es, dass die Kurve ganz leicht abflacht?

Anschober: Die Zahl der Neuinfektionen ist in den letzten Tagen stabil geblieben, die prozentuellen Tageszuwächse beginnen abzuflachen. Wir sehen, dass die Maßnahmen wirken. Wir dürfen jetzt aber keinesfalls nachlassen.

ÖSTERREICH: Wird es neue Maßnahmen geben?

Anschober: Wir halten an unserem Weg fest und müssen auch wirklich alle davon überzeugen. Jeder ist Teil der Lösung. Darum mein Appell: Nehmen Sie die Lage ernst, befolgen Sie Abstands- und Hygieneregeln. Gemeinsam schaffen wir das.

ÖSTERREICH: Wird genug getestet?

Anschober: Wir haben bisher mehr als 21.400 Testungen durchgeführt. Wir können derzeit weit mehr als 3.500 Tests pro Tag und mehr als 23.000 Tests pro Woche abwickeln. Diese Leistungskapazitäten werden bedarfsentsprechend weiter erhöht (z. B. durch leistungsfähigere Geräte und mehr Labors). Getestet werden alle Verdachtsfälle laut Falldefinition. Und alle, bei denen Ärztin oder Arzt die Testung empfiehlt.

ÖSTERREICH: Wie verhalten sich die Österreicher in der Krise?

Anschober: Ich bin begeistert vom Zusammenhalt und der Hilfsbereitschaft. Menschen unterstützen in allen Bereichen – Zehntausende sind aktiv und täglich werden es mehr. Genau dieses Miteinander braucht es jetzt. Die gelebte Mitmenschlichkeit und Solidarität zeigen uns, wie wir als Gesellschaft wirklich sind. Wir sind verbunden und füreinander da, wenn auch mit der notwendigen Distanz.

(wek)

Maßnahmen der Regierung zeigen Wirkung

Zwar gibt es vier neue Todesopfer. Aber: Die steile Kurve der Neuerkrankungen flacht ab.

Wien. Erfreuliche Nachricht: Die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus wirken. Von Samstag, 15 Uhr, bis Sonntag, 15 Uhr, stieg die Zahl der Infektionen von 2.814 auf 3.244. Das ist eine Steigerung um 15,3 Prozent. Von Freitag auf Samstag betrug die Zunahme noch mehr als 20 Prozent. Sonntag, 20 Uhr, waren es 3.558 Fälle.

Ein weiteres Indiz, dass die Maßnahmen greifen: Das exponentielle Wachstum hat sich verlangsamt. Eine Verdoppelung der Fallzahlen findet nur mehr alle fünf Tage statt. Vor 10 Tagen waren es noch alle zwei Tage!

Stillstand. Die Abflachung der Kurve bestätigt auch Gesundheitsminister Anschober (siehe Interview rechts). Die von der Regierung verhängten strikten Maßnahmen scheinen zum ersten Mal Wirkung zu zeigen. Das errechneten auch Forscher des Complexity Science Hub (CSH) Vienna in einer neuen Analyse. Die Fallzahlen weichen seit 12. März vom exponentiellen Wachstum ab, sagen sie. Auch ist der mittlere Bewegungsradius der Österreicher stark gesunken, zeigt eine Studie der TU Wien. Lag der tägliche Bewegungsradius zwischen zwölf und 15 Kilometer an Wochentagen und bei zehn bis elf Kilometern an Sonntagen, ist die Distanz nun bei nicht einmal acht Kilometern und steigt auch nicht über zehn Kilometer. Die Folge: Österreichweit gab es regelrechte Geisterstädte.

Vorsicht. Dennoch: Nur mehr zwei Bezirke sind corona­frei: Horn in NÖ und Güssing im Burgenland (siehe Kasten). 

Vorsicht. Laut Ministerium gibt es schon 16 Todesfälle in Österreich. Fünf Menschen starben allein am Sonntag: In OÖ starb ein 53-Jähriger. In Kärnten erlag ein 65-Jähriger im Klinikum Klagenfurt dem Covid-19, der erste Corona-Tote in Südösterreich. In Niederösterreich gab es drei Tote: ein 81-Jähriger in St. Pölten, in Melk starb eine 82-Jährige und  eine 68-Jährige in Mödling.

Absolute Hotspots sind Tirol – und Oberösterreich, das seit Sonntag mit 673 Fällen auf Platz eins der Bundesländer in Österreich liegt. Vergleichsweise wenig Fälle hat da Millionen-Hauptstadt Wien mit 443 infizierten Einwohnern.

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