Coronavirus

Pharmaindustrie hofft auf Corona-Impfstoff noch in diesem Jahr

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Testpersonen notwendig - Ampullen könnten leicht Mangelware werden.

Genf. Die Pharmaindustrie macht Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie. Ein Impfstoff oder sogar mehrere gegen das neuartige Virus könnten bis Ende des Jahres einsatzbereit sein, heißt es aus der Branche. Doch selbst wenn dies tatsächlich gelingt, sind noch einige große logistische Herausforderungen zu meistern, um weltweit massenhaft gegen das Coronavirus impfen zu können.

Auch deshalb wurde für Donnerstag eine Online-Geberkonferenz der internationalen Impfallianz Gavi angesetzt. Bis Jahresende könnten gleich mehrere Corona-Impfstoffe bereitstehen, sagte Pascal Soriot, Chef des britischen Unternehmens AstraZeneca, vergangene Woche bei einem virtuellen Briefing mehrerer Pharma-Konzernchefs. Seine Firma arbeitet zusammen mit der Universität Oxford an einer Vakzine.

Weltweit forschen mehr als Hundert Labors an einer Immunisierung gegen das neuartige Coronavirus. Zehn Impfstoffkandidaten werden bereits am Menschen getestet.

US-Unternehmen testet zusammen mit der deutschen Firma

Auch Albert Bourla von Pfizer verbreitet Optimismus. "Wenn es gut läuft und wir Sicherheit und Wirksamkeit ausreichend belegen können, könnten wir Ende Oktober einen Impfstoff haben", meint der Konzernchef. Das US-Unternehmen testet zusammen mit der deutschen Firma Biontech ebenfalls einen Impfstoff.
 
Normalerweise dauert es mehrere Jahre, bis ein Impfstoff entwickelt, getestet, zugelassen und auf dem Markt verfügbar ist. Angesichts der massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie soll es nun deutlich schneller gehen. Die Produktion und der Vertrieb der Impfung seien jedoch eine "gewaltige" Herausforderung, warnt der internationale Dachverband der forschenden Pharmafirmen (IFPMA).
 
Eine Schwierigkeit bei der Impfstoffentwicklung ist paradoxerweise der rapide Rückgang der Corona-Infektionen in Europa, wo viele der klinischen Studien stattfinden. Die Ansteckungsrate werde bald zu niedrig sein, um Impfstoffe in natürlicher Umgebung auf ihre Wirksamkeit zu testen, sagt Pharmachef Soriot. "Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit." Probanden gezielt dem Virus auszusetzen, sei schließlich ethisch nicht vertretbar, gibt Soriot zu bedenken.
 
Mehr als sechs Millionen Menschen weltweit haben sich seit Beginn der Pandemie Ende Dezember nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, mehr als 380.000 Infizierte sind gestorben.
 
Für eine Immunisierung dürften zwei Impfungen nötig sein, weltweit würden demnach 15 Milliarden Impfstoffdosen benötigt, rechnet Thomas Cueni vom Dachverband IFPMA vor. "Aber selbst mit größter Anstrengung werden wir nicht vom ersten Tag an über ausreichende Mengen verfügen", sagt Cueni.
 
Schon die Abfüllung des Impfstoffs in so großen Mengen wird zum Problem. "Es gibt nicht genug Glasampullen auf der Welt", sagt Soriot. Sein Unternehmen erwägt daher, mehrere Dosen in eine Ampulle zu packen.

10-15 Jahre um ganze Welt zu versorgen

Um 15 Milliarden Dosen zur Verfügung zu stellen, reiche ein Impfstoff allein nicht aus, warnt Paul Stoffels, der wissenschaftliche Leiter des US-Pharmaunternehmens Johnson and Johnson. "Nicht alle Impfstoffkandidaten können wegen ihrer Eigenschaften überall eingesetzt werden. Deshalb werden wir zwischen fünf und zehn benötigen, um die ganze Welt zu versorgen", sagt er. Manche Impfstoffe müssen beispielsweise bei sehr niedrigen Temperaturen gelagert werden, was nicht überall möglich ist.
 
Die Pharmaindustrie will sich nach eigenen Angaben zwar für eine gerechte Verteilung der Corona-Impfung einsetzen, auf die geistigen Eigentumsrechte wollen die Firmen jedoch nicht verzichten. Die Wahrung der Rechte an geistigem Eigentum in der Corona-Impfstoff-Forschung sei "absolut grundlegend für unsere Branche", sagt GlaxoSmithKline-Chefin Emma Walmsley.
 
AstraZeneca-Chef Soriot hebt hervor, die Pharma-Unternehmen steckten gerade Milliarden US-Dollar in die Impfstoffforschung, ohne zu wissen, ob sich diese Investitionen für sie rechneten. "Wenn man das geistige Eigentum nicht schützt, gibt es keinen Anreiz für Innovationen."
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