Österreichs Lehrer wollen weiterhin nicht alle Kinder betreuen
Der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) kritisiert die Appelle der Regierung, dass Familien bei Überforderung das Betreuungsangebot an den Schulen nutzen sollen. Kinder, deren Eltern in ihrem Betrieb arbeiten müssen, würden natürlich betreut. "Aber eine generelle Einladung auszusprechen für den Fall, dass Familien die Decke auf den Kopf fällt, halte ich für völlig unangebracht."
Kimberger unterstützt im Gespräch mit der APA ein Betreuungsangebot für Kinder aus Familien, in denen sonst etwa wegen schwieriger Bedingungen wie sehr beengter Wohnverhältnisse das Wohl des Kindes gefährdet sein könnte. In anderen Fällen kommt das für ihn hingegen nicht infrage, auch wenn ihm klar sei, dass die Ausgangsbeschränkungen samt wochenlangem Home-Office mit Kindern "äußerst unangenehm" seien. Er habe allerdings großes Vertrauen in die Schulleiter, dass diese zwischen wirklich problematischen Situationen und Fällen unterscheiden können, in denen eine Betreuung in der Schule nicht unbedingt notwendig sei.
Gegen "generelle Einladung"
Kimberger begründet seine Bedenken damit, dass eine "generelle Einladung" dem restriktiven Vorgehen der Regierung bei der Beschränkung sozialer Kontakte widerspreche. Man müsse weiterhin schauen, dass die Gruppengrößen klein gehalten und die Abstandsregeln eingehalten werden können. Zusätzlich fordert Kimberger weitere Sicherheitsmaßnahmen, um die Infektionsgefahr möglichst gering zu halten. "Manche Kollegen machen sich da berechtigterweise Sorgen." Kimberger plädiert etwa für Desinfektionsmittelspender in jeder Klasse und das Tragen von Nasen-Mund-Schutz, auch stichprobenartiges Fiebermessen an der Schule wäre für ihn denkbar.
Die Sozialdemokratischen LehrerInnen Österreich (SLÖ) haben in einer Aussendung ebenfalls zusätzliche Schutzmaßnahmen gefordert. Der SLÖ-Vorsitzende Thomas Bulant fordert neben Mundschutz und Desinfektionsmittelspendern für Kinder und Lehrer auch ein vom Ministerium in Aussicht gestelltes Hygiene-Handbuch.
In der Zeit nach Ostern könne der Betreuungsdienst der Schulen nur mit einer rechtzeitigen Anmeldung erfolgen, betont Bulant. "Damit wollen verantwortungsbewusste Schulleitungen verhindern, dass es zu Massenansammlungen von Kindern vor der Schule und zu unkontrolliertem Zulauf in die Klassen kommt." Das Ministerium solle die Eltern darauf aufmerksam machen, dann sei es "wahrscheinlicher, dass die Hygienevorschriften nicht überrannt werden".
Außerdem müssten alle Mitglieder von Risikogruppen vom Dienst befreit werden, es brauche "schülerfreundliche Bestimmungen in der Leistungsbeurteilung" und besondere Unterstützung für Familien mit Kindern mit erhöhtem sonderpädagogischem Förderbedarf.