Keine guten Geschäfte

Chiphersteller Intel senkte Umsatzprognose

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Durch das Hochwasser in Thailand gibt es Engpässe bei Festplatten.

Eine Umsatzwarnung des Chipherstellers Intel und Zweifel an den jüngsten EU-Beschlüssen zur Bekämpfung der Schuldenkrise haben die US-Aktienmärkte am Montag ins Minus gezogen. Marktführer Intel senkte wegen Lieferengpässen im Zuge der Überschwemmungen in Thailand seine Erwartung für den Erlös im vierten Quartal um rund eine Milliarde Dollar (755 Mio. Euro). Zudem warnten die drei großen US-Ratingagenturen zu Wochenbeginn, die Beschlüsse der EU-Staats- und Regierungschefs vom vergangenen Freitag gingen nicht weit genug.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,3 Prozent schwächer bei 12.021 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 fiel 1,5 Prozent auf 1.236 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,3 Prozent auf 2.612 Punkte. Der Dax rutschte um 3,4 Prozent auf 5.785 Zähler ab und schloss damit auf dem tiefsten Stand seit Ende November.

Naturkatastrophe
Die Engpässe bei Computer-Festplatten nach den schweren Überschwemmungen in Thailand schneiden dem weltgrößten Chip-Hersteller ins Fleisch. Intel musste seine Umsatzprognose für das laufenden Quartal gleich um eine Milliarde Dollar kappen. Da die PC-Bauer weniger Computer produzieren können, ordern sie auch weniger Prozessoren, die das Herzstück eines jeden Rechners sind. Bei der Hochwasserkatastrophe in Thailand wurden zahlreiche Werke von Festplatten-Herstellern überschwemmt, was zu Produktionsengpässen führte und die Preise in die Höhe trieb.

Intel senkte am Montag die Umsatzerwartung von etwa 14,7 auf um die 13,7 Mrd. Dollar. Auch die Gewinnmarge werde leiden. In vier von fünf Personal Computern steckt ein Prozessor des Herstellers aus dem kalifornischen Santa Clara. Damit gilt Intel wie kaum ein anderes Unternehmen als Seismograph der Branche.

Nach Auskunft von Intel greifen die Computerhersteller nun erst einmal auf ihre Lagerbestände zurück. Die Lager dürften gut gefüllt sein, denn die PC-Verkäufe schwächeln. Vor allem viele Privatkunden greifen nach Beobachtung von Analysten immer häufiger zu mobilen Geräten wie Tablet-Computer oder auch Smartphones, um im Internet zu surfen oder ihre E-Mails zu beantworten. Die Marktforschungsfirma Gartner hatte ihre Prognosen für das PC-Geschäft in diesem Jahr immer weiter zusammengestrichen.

Flash-Speicher weniger anfällig
Tablet-Computer oder Smartphones kommen ohne Festplatten aus und nutzen stattdessen sogenannten Flash-Speicher. Anders als bei Festplatten fehlen dort bewegliche Teile, die durch ständige Erschütterungen beschädigt werden könnten. Überdies ist Flash-Speicher kompakter. Dafür bieten Festplatten mehr Speicherplatz zu einem geringeren Preis.

Die Flut in Thailand hatte den Engpass bei Festplatten ausgelöst. In dem Land wird viel Elektronik hergestellt. Auch Kamerahersteller wie Nikon und selbst Autobauer hatten unter Produktionsausfällen gelitten. Ein Ausweichen auf andere Anbieter ist bei Festplatten fast unmöglich: Es gibt nach zahlreichen Übernahmen und Fusionen nur noch eine Hand voll Hersteller.

Marktforscher warnen bereits seit Monaten vor einer Knappheit. Die Preise waren zwischenzeitlich schon gestiegen. Festplatten stecken neben Computern auch in einer Reihe von Unterhaltungselektronik-Geräten, etwa in digitalen Videorekordern oder in Spielekonsolen.

Nach Ansicht von Intel wird es noch bis ins erste Quartal zu Engpässen kommen. Erst danach werde sich die Situation entspannen und die Computerhersteller würden ihre Lager wieder aufstocken, lautet die Erwartung des Chipriesen.

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