An der Börse

Facebook peilt 100 Mrd. Dollar Bewertung an

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Laut einem Bericht könnte Goldman Sachs beim Börsengang federführend sein.

Das soziale Netzwerk Facebook will US-Medien zufolge bei einem Börsengang 2012 alle Rekorde brechen und strebt eine Bewertung von rund 100 Milliarden Dollar (69,7 Mrd. Euro) an - ein Drittel mehr als bisher geschätzt. Analysten schätzten den Wert der Online-Plattform zuletzt auf rund 65 Mrd. Dollar . Der Antrag für das Vorhaben könne im Oktober oder November kommen, der Börsengang selbst im ersten Quartal 2012, berichtete der auf Finanzthemen spezialisierte Sender CNBC am Montag. Damit würde das populäre Netzwerk mit seinen weltweit mehr als 500 Mio. Nutzern den Run auf Aktien von Internet-Firmen nutzen - die Entwicklungen etwa beim Schnäppchenportal Groupon, dem Online-Karrierenetzwerk LinkedIn und dem russischen Suchmaschinen-Betreiber Yandex aber weit übertreffen.

Unausweichlicher Schritt

Facebook mit seinem Chef Mark Zuckerberg gilt seit Monaten als Börsenkandidat und hatte den Schritt selbst erst im Mai als unauswechlich bezeichnet. Über Details gibt es bisher aber nur Spekulationen - etwa die Frage, wie viel seiner Anteile die Firma zunächst an die Börse bringen könnte und zu welchem Preis. Auch am Montag wollte sich das Unternehmen nicht äußern. CNBC berichtete, die Bewertung könne bei über 100 Mrd. Dollar liegen - womit Facebook an der Börse höher bewertet wäre als etwa Deutsche Bank, Deutsche Post und Lufthansa zusammen. Experten haben bereits vor einer neuen "Blase" für Tech-Aktien gesprochen und vor einem Platzen gewarnt. CNBC zufolge könnte die US-Großbank Goldman Sachs bei dem Facebook-IPO federführend sein.

Keine Eile
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte es bisher nicht eilig gehabt, sein Unternehmen an die Börse zu bringen. Das Netzwerk hat genug Investorengelder und muss im Gegensatz zu börsennotierten Firmen nicht jedes Quartal seine Zahlen vorlegen.  Allerdings dürfte der Gang an die Börse nach US-Regeln unausweichlich sein: Facebook wird voraussichtlich in diesem Jahr die Marke von 500 Anteilseignern übersteigen. Damit würden öffentliche Quartalsberichte Pflicht. Und wenn man schon seine Zahlen offenlegen muss, kann man genauso gut auch den Geldregen einer Aktienplatzierung mitnehmen, wird für gewöhnlich die Gedankenkette hinter dem erwarteten Börsengang beschrieben.

Von Rekord zu Rekord
Investoren haben die Bewertung von Facebook zuletzt immer höhergeschraubt. Im Juni 2010 war das Unternehmen mit 23 Mrd. Dollar bewertet worden, im Jänner 2011 von Goldman Sachs bereits mit mehr als dem doppelten. Im März 2011 wollte ein Finanzinvestor einem Medienbericht zufolge bei Facebook einsteigen und bewertete es mit 65 Mrd. Dollar . Facebook hatte Anfang 2011 etwa 2.000 Mitarbeiter und weltweit mehr als 500 Mio. Nutzer. Das Jung-Unternehmen machte Bankenkreisen zufolge von Jänner bis September 2010 bei einem Umsatz von 1,2 Mrd. Dollar einen Netto-Gewinn von 355 Mio. Dollar.

Web 2.0-Hype
Ihren jüngsten Höhepunkt hatte der Hype um Internet-Aktien Mitte Mai beim Börsengang des Online-Karrierenetzwerks LinkedIn . Deren Papiere waren am ersten Handelstag zeitweise um fast 120 Prozent in die Höhe geschnellt. Einige Experten sagten daraufhin, zehn Jahre nach dem jähen Ende des Höhenfluges an Nasdaq und Neuem Markt seien Firmen ohne nennenswerte Gewinne plötzlich wieder Milliarden wert, weil Investoren offenbar mit rosaroter Brille in die Zukunft blicken wollten. Selbst LinkedIn war von dem Höhenflug überwältigt: Noch Tage vor dem Börsengang hatten sie einen Firmenwert von rund 3 Mrd. Dollar angepeilt. Stattdessen war das Netzwerk - eigentlich eine mit Lebensläufen gefüllte Internet-Datenbank - plötzlich 10 Mrd. Dollar wert. Üblicherweise streben Börsenkandidaten und die beteiligten Banken ein Kursplus von rund 15 Prozent an: Auf diesem Niveau werden Anleger für ihren Mut ausreichend belohnt und das Unternehmen selbst hat nicht das Gefühl, seine Anteile unter Wert verkauft zu haben.

In der Branche wimmelt es von neuen Start-Ups und Trittbrettfahrern. "Die Leute gehen davon aus, dass eine Technologie-Firma ihren Platz für immer halten kann. Dabei gibt es immer einen Neuen, der irgendetwas besser macht", sagte etwa David Menlow von der auf Börsengänge spezialisierten Web-Seite IPOfinancial.com nach dem LinkedIn-IPO. Er erinnerte an den Hype, den die Seite MySpace hervorrief - um kurz darauf von Facebook überrannt zu werden.

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