Dr. Edda Winkler-Pjrek im Talk
Die veränderten Lichtverhältnisse, die geringen Sonnenstunden im Herbst und im Winter, werden als Hauptgrund für den Herbst-Blues gesehen. Warum wirkt Licht auf unser Gehirn?
Dr. Edda Winkler-Pjrek: Das weiß man gar nicht so genau – vieles ist spekulativ. Das Licht wird über die Augen wahrgenommen und die nervalen Impulse werden über eine spezielle Bahn – den Tractus retinohypothalamicus – weiter zur obersten Inneren Uhr, dem suprachiasmatischen Kern, geleitet. In der Folge kommt es zu einer Melatonin-Supression und zur Veränderung von Botenstoffen – vereinfacht, die Melatoninproduktion wird unterdrückt. Bekommen wir zu wenig Licht, wird das Schlafhormon Melatonin zu spät produziert und wir leiden an Müdigkeit, die schon bald unsere Agilität raubt – wir werden antriebs- und lustlos. Aber eine ausreichende Lichtexposition sollte bei Menschen mit saisonaler Depression den Neurotransmitterhaushalt normalisieren und das Gemüt erhellen.
Heißt, raus in die Natur?
Dr. Winkler-Prjek: Richtig! Gehen Sie so oft wie möglich hinaus. Nutzen Sie die Mittagspause, machen Sie einen Spaziergang – Sonnenlicht ist die beste Prävention bei Herbst-Blues.
Was, wenn das nicht möglich ist. Gibt es Alternativen – „Ersatzsonnenlicht“?
Dr. Winkler-Prjek: Ab Oktober gibt es bei uns im AKH der Stadt Wien Lichttherapie-Lampen – ohne schädliche UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlen zum Ausborgen. Ähnliche Lampen gibt es ab rund 300 Euro im Handel zu kaufen. Bevor sich Patienten diese relativ teure Lampe zulegen, haben Sie bei uns die Möglichkeit, diese vorerst auf der Ambulanz zu testen und vier Wochen auszuleihen – bereits nach dreitägiger Anwendung wird eine Wirkung merkbar.