Schätzung geht von fünf Prozent Süchtigen aus - Wenige wollen mit Sucht in Verbindung gebracht werden
Alkohol, Cannabis und Amphetamine, aber auch Online-Spiele und soziale Netzwerke sind laut Medizinern eine Gefahr für die Gesundheit von Jugendlichen. "Je früher man anfängt, desto kritischer ist es", sagte Gundolf Berg, Vorsitzender des Berufsverbands für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP), vor einem Kongress von Fachärzten in Kassel.
Ständige Verfügbarkeit verstärkt das Problem
Das Risiko für eine übermäßige Nutzung von sozialen Netzwerken und Internetspielen werde größer: "Das Thema hat durch die ständige Verfügbarkeit durch Smartphones an Bedeutung gewonnen", sagte Berg. Die meisten betroffenen Jugendlichen kämen zunächst nicht wegen einer Internetsucht in die Praxen. "Diese Thematik ergibt sich dann aber im Gespräch", erklärte er. Die Häufigkeit einer pathologischen Internetnutzung, also einer Sucht, werde auf etwa fünf Prozent geschätzt.
"In der Zeit, in der ich mich mit Online-Spielen beschäftige, versäume ich es, andere altersadäquate Dinge zu lernen", sagte Berg. "Häufig kommen weitere Schwierigkeiten wie soziale Phobien und Aufmerksamkeitsstörungen hinzu."
Wie viele Jugendliche gefährdet sind, ist kaum feststellbar. Die Betroffenen mieden Suchtberatungsstellen, erklärte Wolfgang Schmidt-Rosengarten, Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen. Nur wenige wollten sich "in eine Einrichtung begeben, in der es um Sucht geht". Bei auf exzessiven Medienkonsum spezialisierten Angeboten gebe es aber eine enorme Nachfrage.