Corona

Krebs: Vorsorge und Therapien nicht versäumen

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Erster Lockdown wird wahrscheinlich zu mehr Todesfällen durch bösartige Erkrankungen führen.

Etwa 40.000 Menschen erhalten in Österreich jährlich die Diagnose einer Krebserkrankung. Vor allem der erste Covid-19-Lockdown dürfte für einen Teil der Betroffenen längerfristig negative Konsequenzen haben: durch weniger Frühdiagnosen und teilweise verschobene Therapien. Sowohl Früherkennung als auch individuell angepasste Behandlungsschritte sollten unbedingt erfolgen, betonten am Mittwoch österreichische Krebsspezialisten. "Wir wurden im März eigentlich (von Covid-19; Anm.) überfahren. Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet. (...) Der Staat hat auf Krisenmodus umgeschaltet", sagte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (ÖGHO), Wolfgang Hilbe. Mehrere negative Faktoren überschnitten sich demnach für die Krebspatienten auch in Österreich während des ersten Lockdowns: schockierende Bilder zu Covid-19 in Staaten wie China oder Italien, größte Verunsicherung über die Tragweite bei Verantwortlichen und Patienten, mangelnde Schutzausrüstung in den medizinischen Einrichtungen sowie Ängste bezüglich Infektionen bei Personal, Betreuten und vor einem Zusammenbrechen der Versorgungsstrukturen insgesamt.

Das führte zu Einschränkungen bei den Leistungen auch für Patienten mit bösartigen Erkrankungen. So belegte eine US-Studie einen durchschnittlichen Rückgang der Tumordiagnosen von mehr als 46 Prozent quer über sechs Tumortypen. "Besonders drastisch war dabei die Reduktion bei Mammakarzinomen", betonte Christian Schauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie. "Da wurden um 52 Prozent weniger Tumore diagnostiziert, was keinen echten Rückgang bedeutet, sondern bloß, dass diese Fälle nicht erkannt wurden."

Folgen des ersten Lockdowns

In der britischen Medizinfachzeitschrift "The Lancet" wurden Berechnungen veröffentlicht, wonach durch die Verzögerung bei Frühdiagnosen und Therapien mehr Krebs-Todesfälle in zu erwarten seien: In den kommenden fünf Jahren werde das die Sterblichkeit bei Brustkrebs um an die neun Prozent, bei Darmkrebs um etwa 15 Prozent, bei Lungenkrebs um fünf Prozent und bei Speiseröhrenkrebs ums sechs Prozent erhöhen.

Probleme dürften sich auch in Österreich ergeben. Um die Situation einschätzen zu können, wurde bei den österreichischen Krebsspezialisten vor einigen Wochen eine Umfrage durchgeführt. 76 Prozent der Befragten berichteten von einem Rückgang der medizinischen Leistungen in der Onkologie sowohl im Frühjahr als auch im Herbst dieses Jahres mit den zwei Lockdowns. "In den heimischen Pathologie-Instituten hatten wir etwa einen Rückgang von Diagnosen um rund 30 Prozent zu verzeichnen, bezogen auf das gesamte Jahr 2020", betonte Sigurd Lax, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie (ÖGPath).

Einerseits blieben auch viele (potenzielle) Patienten den medizinischen Einrichtungen für Screening-Untersuchungen und Frühdiagnose fern oder schoben Arzt- und Ambulanzbesuche hinaus, andererseits wurden Operationen zum Teil verschoben. Auf der anderen Seite stiegen Ängste und psychische Belastungen. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe: "Was wir gesehen haben, ist, dass sich durch die Pandemie der Bedarf und die Nachfrage nach begleitender psycho-onkologischer Begleitung dramatisch gesteigert hat."

Früherkennungsuntersuchungen sollten auf jeden Fall erfolgen

Mittlerweile habe man viel gelernt, betonten die Experten. Man könne die Versorgung bei Screening, Diagnose und Therapie mittlerweile wieder gewährleisten. "Früherkennungsuntersuchungen wie Mammografie, Darmspiegelungen oder Krebsabstriche sollten unbedingt in Anspruch genommen werden", sagte Sevelda. In den Ambulanzen wurde mittlerweile weitgehend auf Terminsysteme umgestellt. Es gibt auch für viele Belange von Krebspatienten Telefonkontakt- und Web-Konsultationen, betonte Hilbe. Geplante Operationen können innerhalb begrenzter Zeiträume nachgeholt werden. Strahlentherapien sollten ebenfalls durchgeführt werden. Bei den medikamentösen Krebstherapien gibt es oft die Möglichkeit einer individuellen Anpassung. Bei den bevorstehenden Covid-19-Impfung müsse man zunächst einmal abwarten, was bei der Zulassung der Vakzine für Krebspatienten ausgesagt werde, erklärte der Onkologe. Dann aber sollten die österreichischen Krebspatienten möglichst schnell immunisiert werden.

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