Optische Opulenz steht im Vordergrund der Romanze 'Coco & Igor'
Im vergangenen Jahr konnte man Audrey Tautou in einem Film von Anne Fontaine dabei zusehen, wie aus der Nachtclubsängerin und Schneiderin Gabrielle Bonheur Chanel die Moderevolutionärin Coco Chanel wurde. In "Coco & Igor" von Jan Kounen (Österreich-Start am 16. April) verkörpert Anna Mouglalis quasi in der Fortsetzung der filmischen Biografie die Modeschöpferin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, ausgestattet mit Geld, Macht und Einfluss. Doch auch dieser Film, zu dem Chris Greenhalgh nach seinem 2002 erschienenen Roman "Coco Chanel & Igor Stravinsky" das Drehbuch geschrieben hat, besticht vor allem durch optische Opulenz und weniger durch psychologische Stichhaltigkeit.
Diashow:
Romanze mit Stravinsky
Im Mittelpunkt steht die - historisch
nicht bis ins Detail verbürgerte, wohl aber plausible - leidenschaftliche
Romanze der Designerin mit dem russischen Komponisten Igor Strawinsky. Die
Uraufführung von Stravinskys Ballett "Le sacre du printemps"
1913 in Paris, einer der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts,
bildet den liebevoll rekonstruierten und von Kameramann David Ungaro mit
viel Fantasie ins Bild gerückten Auftakt, der auch die erste Begegnung
Chanels mit dem damals umstrittenen Werk des Musikers bringt.
Geschäftsfrau trifft armen Künstler
Während "Coco"
Anna Mouglalis als erfolgsgewohnte Geschäftsfrau bei späteren
Aufeinandertreffen der beiden willensstarken Persönlichkeiten unverhohlen um
die Gunst des verarmt im Exil lebenden Komponisten wirbt und ihn samt
kranker Frau (Elena Morozowa) und vier Kindern als Mitbewohner in ihr Haus
einlädt, ist der schroffe und verschlossene Russe (der
Däne Mads Mikkelsen, derzeit auch in "Kampf der Titanen" zu sehen,
überzeugt in russischen Dialogen) nicht leicht, dafür umso nachhaltiger zu
gewinnen.
Ausstattungskino
Sieht man Strawinsky im Ringen um seine Musik,
darf der Kinobesucher Chanel bei der Entwicklung ihres Parfüm-Klassikers "Chanel
No. 5" über die Schulter schauen. Ansonsten hat der Niederländer Kounen
großes Ausstattungskino fabriziert, das zunehmend mehr ermüdet als fesselt.
Statt Mode- und Musikrevolutionen steht eine letztlich eine eher
konventionelle Affäre im Mittelpunkt. Wie sehr die Spekulationen von
Greenhalgh und Kounen auch an die Realität herankommen mögen - dass die
Namen Coco Chanel und Igor Strawinsky heute noch ein Begriff sind, verdanken
sie wohl der Tatsache, dass sie in ihrem jeweiligen künstlerischen Wirken
radikaler waren als im Privatleben.
Kurzinhalt
Gabrielle Chanel, genannt Coco, ist begeistert von der Uraufführung von Stravinskys Ballett "Le sacre du printemps" 1913 in Paris. Sieben Jahre später ist Coco reich und berühmt und lädt Igor samt seiner an Tuberkulose erkrankten Frau und Kinder in ihr Landhaus zur Erholung. Chanels Verständnis von Nächstenliebe bleibt der ans Krankenbett gefesselten Stravinsky-Gemahlin Catherine nicht lange verborgen. |
"Coco & Igor", (F 2009, 120 min), Regie: Jan Kounen, Mit: Anna Mouglalis, Mads Mikkelsen, Yelena Morozova. Ab 16. April im Kino