"Denken in Formen":

Belvedere zeigt Landschaftsmalerei

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"Formalisierung der Landschaft" zeigt Arbeiten der "Neu-Dachauer".

Die Landschaft als Formenspiel: Ein Baum, ein Fluss, ein Feld - Kreise, Linien und Flächen, wie Ornamente unter dem Firmament. Im Oberen Belvedere widmet sich eine Ausstellung der Reihe "Meisterwerke im Fokus" ab dem 28. Mai bis zum 8. September der Landschaftsmalerei um 1900 - genauer der Arbeit der "Neu-Dachauer" rund um den Wiener Maler und Lehrer Adolf Hölzl. Die kompakte Schau "Formalisierung der Landschaft" soll Hölzls Einfluss, der "etwas in Vergessenheit geraten ist", wieder sichtbar machen, so Museumsdirektorin Agnes Husslein-Arco bei der heutigen Presseführung.

Reduktion auf Formen
Dieser Einfluss reichte über seine Schüler wie Carl Moll oder das Ehepaar Karl und Emilie Mediz weit hinaus bis zu den Künstlern des Wiener Secessionismus. Gleichzeitig versucht die von Alexander Klee kuratierte Ausstellung, die "Formalisierung" als genreübergreifendes Phänomen zu begreifen, das auch bei Fotografen wie Heinrich Kühn eine Hinwendung zu konzeptioneller Flächengestaltung bewirkte. Die "Reduktion auf Formen, das Denken in Formen" erweise sich als wesentliches Merkmal gerade der Wiener Kunstgeschichte, betonte Klee. Der Schritt des Landschaftsmalers von der Abbildung zur ornamentalen Komposition, von der versuchten Drei- in die bewusste Zweidimensionalität füllt damit wie selbstverständlich die kunsthistorische Lücke zwischen Impressionismus und Jugendstil.

Neu-Dachauer stehen im Zentrum  
Die Werke der Neu-Dachauer stehen im Zentrum: Neben Hölzl, Sohn des Wiener Reproduktionsverlegers Eduard Hölzl, aus dessen Schulatlas Kinder und Jugendliche auch heute noch Geografie lernen, auch Ludwig Dill oder Arthur Langhammer. Die Künstlerkolonie in der Nähe von München konzentrierte sich auf Freilichtmalerei, bereits ab 1850, und prägte mit den charakteristischen Baumgruppen und der flachen Moorlandschaft im Dachauer Moos eine ganze Kunstströmung. Ihr Einfluss auf die Formalisten der Wiener Moderne ist nicht zuletzt durch einen stark rezipierten Aufsatz Hölzls über die "Massenvertheilung im Bilde" gut belegt, in der er sein Verständnis von Malerei als Forschungstätigkeit am Phänomen der Fläche darlegt.

"Meisterwerke im Fokus"  

Mit der Reihe "Meisterwerke im Fokus" will das Belvedere regelmäßig ein neues Scheinwerferlicht auf bedeutende Bestände seiner Sammlung richten. Erstmals steht dabei nicht nur ein Künstler im Zentrum, sondern eine ganze Strömung. Werke wie Karl Mediz' "Einsamkeit" (1902-03), von Hörmanns "Esparsettenfeld in Znaim" (1893) oder Hölzels "Silberpappeln" (1900) stammen aus der Sammlung des Belvedere, ergänzt wurde diesmal aber auch um wesentliche Leihgaben, etwa Hölzls "Dachauer Moos" (1905) oder Franz Stucks "Abendlandschaft" (1891).

Info
"Formalisierung der Landschaft - Hölzl, Mediz, Moll u.a."; von 28. Mai bis 8. September, täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr; Oberes Belvedere; www.belvedere.at.

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