Buchmesse

Das Frankfurter Tagebuch

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Kultur-Redakteurin Susanne Rössler berichtet täglich aus dem Epizentrum der Literaturlandschaft in Frankfurt.

Frankfurter Buchmesse: Tag 2

Arabella Kiesbauers Stoßseufzer
"Mein Gott, wann soll ich all die schönen Bücher bloß lesen?" Arabella Kiesbauer schickt diesen Stoßseufzer zum Himmel - die typische Reaktion einer Leseratte angesichts der Bücherberge auf der Messe. Die Moderatorin hat ihr Scherflein dazu beigetragen: Ihr erstes Buch "Mein afrikanisches Herz" wurde heute im zirkusartigen Lesezelt auf der Buchmesse präsentiert. "Wie fühlt man sich da als Autorin, angesichts der gigantischen Konkurrenz?", frage ich Arabella Kiesbauer, über deren Babybauch sich ein knallrotes T-Shirt spannt. "Sie lacht schallend und selbstbewußt: "Das ist überhaupt kein Thema für mich, ich fühle mich einfach wunderbar. Das Buch ist mein erstes Baby und ich bin wahnsinnig stolz darauf."

Im knallvollen Zelt liest sie das erste Kapitel vor und erzählt ein bisschen von ihren Erlebnissen in Ghana, wo sie mit 38 Jahren ihre gut 2.000 Köpfe umfassende afrikanische Familie kennenlernte - sehr bewegend, sehr emotional und auch mit trockenem Witz, was die Zuhörer mit Lachen und Zwischenapplaus belohnen. Nach einer halben Stunde muss sie weiter - ins Signierzelt, wo schon Fans mit dem Buch in der Hand anstehen, und dann zu Interviews. "Stressig? Aber nein, gar nicht", lacht Kiesbauer. "Das alles ist grandios". Das Schreiben eines Buchs, erzählt sie noch schnell, "ist eine sehr einsame Angelegenheit", monatelang sei sie nicht mehr unter die Leute gekommen. "Aber wenn das Baby dann endlich auf der Welt ist, ist es ein wunderbares, befreiendes Gefühl." Sagt's, strahlt mich an und saust davon.

Frankfurter Buchmesse: Tag 1

"Das Bestgehütete Geheimnis"
Das bestgehütete Geheimnis der Buchmesse ist jedes Jahr, wieviele der hundertausenden Bücher, die höchstens mit halbem Auge bewacht in den Regalen der Verlagsstände stehen, unauffällig in die Taschen der Besucher wandern. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass nicht die Werke literarisch anspruchsvoller Autoren (auch als "Geheimtipp" bekannt) lange Finger anlocken, sondern die leicht konsumierbare Unterhaltungsliteratur. Dieses Jahr ist es vor allem ein Verlagsstand, um den besonders viele Besucher betont unauffällig herumschlendern: der Hamburger Carlsen Verlag. Doch wer es wagt, in einem günstigen Moment ins Regal zu greifen und das heißbegehrte Exemplar zu öffnen, sieht - nichts.

Hinter dem Cover von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" verbergen sich mehr als 700 leere Seiten, eine aufwändig produzierte Mogelpackung wie die Dekorationsbücher im Möbelhaus. Wer Potter 7auf Deutsch lesen will, muss bis 27. Oktober warten - oder ein leeres Exemplar ergattern und sich die Geschichte selber schreiben.

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