Kinostart

'Der Krieg des Charlie Wilson''

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Eine wahre Begebenheit: Tom Hanks als US-Provinzpolitiker, der afghanische Truppen aufrüstet. Der Trailer hier.

Whisky und Sex: Das waren die wichtigsten Dinge im Leben des texanischen Abgeordneten Charlie Wilson. Dann reiste er 1980 nach Pakistan, wo er afghanische Flüchtlingslager besuchte: 1979 waren die Sowjets in Afghanistan einmarschiert. Berührt vom Elend, setzte Wilson in den USA eine 500-Mio.-Dollar-Geheimoperation durch, die zur Bewaffnung der Mujaheddin-Rebellen führte.

Diese wahre Geschichte, deren Folgen die Welt bis heute spürt (von den Mujaheddin führen Linien zu Taliban und Al Kaida) steht im Zentrum der Kino-Politgroteske "Der Krieg des Charlie Wilson". Tom Hanks spielt den Politiker, der gemeinsam mit einer durchgeknallten Milliardärin (Julia Roberts) und einem CIA-Agenten (Philip Seymour Hoffman) die afghanischen Krieger aufrüstete.

ÖSTERREICH: Mr. Hanks, wie haben Sie seinerzeit den Beginn des Afghanistan-Konflikts persönlich erlebt?

Tom Hanks: Ich erinnere mich an einen Auftritt von Präsident Jimmy Carter, sein Gesicht ernst wie eine Herzattacke, als er sagte, Russland ist in Afghanistan einmarschiert. Und ich dachte, das ist der Beginn des Dritten Weltkriegs. Damals liebte jeder Amerikaner die afghanischen Rebellen. Alle sagten: „Die sollen den Russen kräftig in den Arsch treten!“ Als die Afghanen die Sowjets 1989 aus dem Land warfen, war jeder glücklich.

ÖSTERREICH: Die USA gaben 500 Mio. Dollar aus, um die Afghanen zu bewaffnen, aber nur eine Million, um dort nachher Schulen zu bauen.

Hanks: Wir leisten nie richtige Aufbauhilfe. Die einzige Ausnahme war der Marshallplan – vermutlich, um die Russen aus Deutschland rauszuhalten. Wenn Amerika Essen und Medizin exportiert, ist die Welt ein besserer Platz. Aber, oh Mann, wir lassen diese Gelegenheiten immer wieder aus.

ÖSTERREICH: Ihre Filmfigur Charlie Wilson wirkt ziemlich exzentrisch. Ist der Mann wirklich so?

Hanks: Er ist ein Typ wie Gary Cooper. Beeindruckend ist sein völliger Mangel an Heuchelei. Es geht ihm nicht darum, gut wegzukommen. Ob er sich nackt zeigte, Drogen nahm oder ein Womanizer war – er steht dazu.

ÖSTERREICH: Sind Sie ein politischer Mensch?

Hanks: Nein. Was mich interessiert, das ist das Theater, die Inszenierung von Politik. Am Beispiel des Films: Ich interessiere mich für diesen wahnsinnigen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der ein Alkoholiker und Schürzenjäger ist. Für die verrückte Milliardärin aus Houston, die sich selbst als Retterin der Welt sieht. Und für den verkrachten CIA-Mann, der es liebt, Kommunisten zu killen. Das sind faszinierende Leute.

ÖSTERREICH: Bei Ihnen wird der „wahnsinnige Kongressabgeordnete“ zu einem netten Kerl.

Hanks (seufzt): Ich höre immer, ich sei ein nice guy. Dabei spielte ich schon einen Henker, der Menschen in den elektrischen Stuhl setzt und sie dort umbringt – trotzdem sagte man mir, bist du aber ein netter Henker. Ich spielte einen professionellen Killer, der Dutzende Leute umnietete. Und was lese ich in der Zeitung? Was für ein netter Killer!

Kinostart in Österreich: 08. Februar, mit Tom Hanks, Julia Roberts, Phillip Seymour Hoffman, 97 Min.

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