Nachkritik

Der "andere" Bockerer

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Emmy Werner inszeniert in St. Pölten den "Bockerer" mit dem beliebten Schauspieler und seinem Sohn.

Wien 1940 bis 1945. Der Fleischermeister Karl Bockerer (Erwin Steinhauer) will bleiben, was er ist – Vater, Freund und Ehemann: Vater seines Sohnes Hans (Matthias Franz Stein), dessen Ehrgeiz es ist, ein guter SA-Mann zu sein, was Karl anekelt; Freund des Sozialisten Herrmann (Othmar Schratt) und des Juden Dr. Rosenblatt (Thomas Richter); Ehemann seiner „Binerl“ (Viktoria Schubert), die aus Liebe zu ihrem Sohn gänzlich das Gespür für gesunde Kritik zu verlieren scheint.

Den Anschluss an Deutschland nimmt Bockerer zunächst gelassen. Erst als seine Freunde fliehen, bzw. inhaftiert werden und der eigene Sohn das Wort gegen ihn erhebt, eskaliert die Situation.

Schonungslos
Überzeugend zeichnet Steinhauer die Entwicklung des vermeintlich Ahnungslosen zum passiven Widerständler und verzichtet – glücklicherweise – darauf, Karl Merkatz’ Bockerer-Figur zu imitieren.

Emmy Werners Regie ist geprägt von feinem Humor und starken Bildern; sie zeigt schonungslos, dass die „Hitlers“ allgegenwärtig sind. Schade nur, dass das große emotionale Potenzial der Aufführung – Steinhauers „Bühnensohn“ ist auch sein natürlicher Sohn – leider nicht vollends ausgeschöpft wird

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