Konzertkritik

Clapton - Lehrstunde ohne Lehrer-Fadesse

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Legenden in der Praxis: Steve Winwood und Eric Clapton beeindruckten.

„Clapton ist Gott“: So steht es seit 1967 als Graffiti in der Londoner U-Bahn-Station Islington. Ex-Wunderkind Steve Winwood gilt als „Mozart der Popmusik“, und dementsprechend epochal war ihr gemeinsames Wienkonzert. Vor 10.000 Fans (ausverkauft!) zelebrierten die beiden Legenden (selten war dieses Wort treffender) Montagabend, 7.6. in der Wiener Stadthalle die Magie der Songs: keine billigen Gimmicks, keine störenden Background-Hupfdohlen und keinerlei Bombast. Hier zählte einzig die Musik.

Historie statt Hysterie
Zwei Virtuosen, unterstützt von einer grandiosen Fünfmannband, schöpften über zwei Stunden lang aus dem Vollen. Vom Opener Had to Cry Today, eine Erinnerung an die gemeinsame 1969er Band Blind Faith, bis zum Finale Dear Mr. Fantasy ließ man vier Jahrzehnte Musikgeschichte hochleben: vorbei an allen Hitradios und trotzdem nie im faden Oberlehrer-Nimbus dargeboten.

Der eigenen Historie – Layla, in beeindruckender Akustikversion; Winwoods Spencer-Davis-Group-Exkurs Can’t Find My Way Home – wurde dabei ebenso Tribut gezollt wie anderen Musikgranden: Der rote Faden zog sich dabei von J. J. Cale (After Midnight) über Ray Charles (Georgia On My Mind) bis Jimi Hendrix (Voodoo Chile). Als Draufgabe tönte dann sogar noch Cocaine, ein Song, für den man Clapton anno 1978 noch auf der Bühne der Wiener Stadthalle verhaften wollte. Am 7.6. schunkelten dabei selbst die Ordnungshüter mit. Mehr davon!

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