Autobiographischer Roman

Erika Pluhar ist "Die öffentliche Frau"

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Pulhar bewegt: Interessante Lebensgeschichte in gekünstelter Erzählform.  

Ein weiblicher Star gibt einem männlichen Journalisten Auskunft. Diese Konstellation kennen wir aus Theo van Goghs Film "Das Interview", dessen Bühnen-Version ab 17. September Alma Hasun und Alexander Pschill im Theater in der Josefstadt spielen werden. Auch Erika Pluhar hat für ihren autobiografischen Roman "Die öffentliche Frau" dieses Sujet gewählt. Doch statt aus der Begegnung zweier Menschen Reibung zu gewinnen, bei der Funken entstehen, verlaufen bei ihr die Hausbesuche des "Herrn Redakteurs" schmeichelweich und spannungslos. Kommenden Dienstag (17. September) wird das Buch geladenen Gästen im in Wien präsentiert.

Pluhar als Objekt permanenten öffentlichen Interesses  
Als populäre Schauspielerin, Sängerin und Autorin ist die 74-jährige Wienerin tatsächlich so etwas wie "Die öffentliche Frau", weniger als Lustobjekt, wie etwa ein gleichnamiges französisches Erotikdrama der 1980er Jahre Valerie Kaprisky in den Mittelpunkt stellte, sondern als Objekt permanenten öffentlichen Interesses. Das war angesichts einer glanzvollen Theaterkarriere, Filmen wie Helmut Käutners "Bel Ami" (dessen Dreharbeiten ausführlich im Buch geschildert werden) und Ehemännern wie Udo Proksch oder André Heller wohl allzu verständlich. Sie wolle "anmerken, daß meine Lebensgeschichte der Öffentlichkeit kaum noch neu zu erzählen sein wird, denn alles, was ich lebte, wurde bereits reichlich veröffentlicht", merkt die prominente Hauptfigur des Buches schon bald an. Dennoch lässt sie sich auf jenes "umfassende, ultimative Interview" ein, das den Rahmen für Ihre Lebenserinnerungen bildet, die sie in vielen Sitzungen dem faszinierten, ehrfurchtsvollen und ausschließlich als Stichwortgeber fungierenden "Redakteur" aufs Aufnahmegerät sprechen wird.

Ein Schwank aus Pluhars Leben
Mag sein, dass Dichtung und Wahrheit ein klein wenig verwoben sein mögen und die Autorin ihrer Protagonistin etwas Flunkerei gestattet - dass hier nicht über ein erfundenes, sondern über Pluhars Leben erzählt wird, ist jedoch ganz rasch klar. Seltsam, dass manche Figuren mit dem echten Namen genannt werden (Achim Benning etwa, Otomar Krejca oder Alice Schwarzer) und andere, vor allem die für die "ständige Liebesscheiße" Verantwortlichen, nicht, obwohl nahezu jeder Leser wissen muss, um wen es sich handelt. Erika Pluhar hat für ihre Erinnerungen ein Format gewählt, das ihnen mehr schadet als nützt. Was erzählt wird, ist meist interessant, gelegentlich spannend, manchmal tiefgründig, manchmal ein wenig eitel und mitunter tief traurig. Wie es erzählt wird, ist jedoch gekünstelt, bemüht, ganz unnötig stilisiert und manchmal entsetzlich kitschig: "Ich war jetzt (...) eine junge Frau mit einem gesunden, erwartungsvollen, zur Hingabe bereiten Körper." Den in diesem Buch herumsitzenden und an seinem Tee nippenden "Redakteur", der seiner Interviewpartnerin andachtsvoll lauscht und die Aufnahmen danach einer emsigen Mitarbeiterin zum Abtippen weiterreicht, möchte man aber am liebsten wegen Unfähigkeit feuern. "Wow, sagt der Redakteur. Ja, wow, stimmt die Frau ihm zu." Oder: "Nein! sagt der Redakteur. Ja, sagt die Frau. Dazu fehlen mir die Worte, sagt der Redakteur. Mir auch, antwortet die Frau, ist auch besser so."

Info

Erika Pluhar: "Die öffentliche Frau", Residenz Verlag, 288 Seiten, 21,90 Euro,

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