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Immendorff-Retrospektive im Essl-Museum

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Jörg Immendorf ist einer der bekanntesten deutschen Nachkriegs-Künstlerpersönlichkeiten: Die Sammlung Essl zeigt jetzt eine Werkschau.

Die Sammlung Essl leuchtet wieder am österreichischen Kulturhimmel: Spätestens seit der Valie-Export-Ausstellung vor ein paar Jahren hat mich die transzendentale Atmosphäre des Gebäudes gefesselt. Weitere besuchte Ausstellungen belegen das Gefühl, dass das Haus mit viel Herz und künstlerisches Einfühlungsvermögen geführt wird, die exqisit ausgewählten Sammlungen tun ihr Übriges: Umso mehr ist es erfreulich, dass das Museum in Klosterneuburg eine Retrospektive Jörg Immendorfs Werke aus eigenen Beständen gestaltet hat, die ab jetzt besichtigt werden kann. Der deutsche Maler Jörg Immendorff ist im Vorjahr verstorben.

Kein Small-Talk
"Es ging immer um existenzielle Fragen, Small Talk konnte man mit ihm nicht führen", erinnert sich der Museumsleiter Essl an zahlreiche Gespräche mit dem Künstler. Immendorff war mit dem Klosterneuburger Sammlerehepaar auch persönlich gut befreundet. So gestaltete er das großformatige Ölgemälde "In meinem Salon ist Österreich" für sie. Die vielen zusammengetragenen Werke des Künstlers veranlassten die Sammlung, dem großen deutschen Nachrkiegsmaler eine Schau zu widmen, den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Zeichnungen und Aquarelle des im Jahr 2007 verstorbenen Künstlers. Titel: "Schau Immendorff - Was uns Malerei bedeuten kann".

Selbstzerstörerische Ader
Immendorff galt gemeinhin als Lebenmensch, zeitweilig geriet er mit Drogen und Prostitution in die Negativmedien. Er liebte das Künstlerleben in vollen Zügen, war aber auch der Meinung, dass man "in diesem Beruf nur überleben kann, wenn man radikal gegen sich selbst sei". Diese Umstände der Lebensführung sind vor allem auch in den Werken der letzten beiden Lebensjahre erkennbar, wo auf mythologisierende Weise Sterben und Tod thematisiert werden. So auch im 2005 entstandenen Bild "Kampf der Zeit", wo im Hintergrund Immendorff selbst im Rollstuhl zu erkennen ist. In den beiden letzten, titellosen Werken findet sich der Künstler als Skelett abgebildet, einmal in Denkerpose inmitten einer wüstenhaften Landschaft, in der zwei Affen die Kunst zu Grabe tragen, einmal an einen Bar-Tresen gelehnt, vor sich am rechten Bildrand ein Gast, der Hitler ähnlich sieht und einen großen gefleckten Hund bei sich hat.

"Schau Immendorff - Was uns Malerei bedeuten kann", 25.01.2008 – 20.04.2008, Essl Museum - Ausstellungshalle, jeden Mittwoch von 18:00 bis 21:00 freier Eintritt!

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