Konzertkritik

Musikverein - Luisi und Hélène Grimaud

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Mit der Staatskapelle Dresden im Wiener Musikverein auf einer Bergpartie.

"Wie die Kuh, die Milch gibt, hab’ ich einmal komponieren wollen", äußerte Richard Strauss 1915 in Berlin vor der Uraufführung seiner Alpensymphonie, die er selbst dirigierte.

Konzert
Sieben Jahre zuvor hatte er sein Haus in Garmisch bezogen. Was er dort vor den Fenstern sah, setzte er in Klänge um: Sonnenaufgang und Nebel, Wasserfälle und Almen, Gewitter und Sturm. Mit einem Riesenorchester sparte er nicht an bombastischen Effekten, gewaltiger Klangentfaltung; jene Zartheit, die man in der Natur ebenfalls findet, geriet in seinem Werk ins Hintertreffen.

Fabio Luisi versuchte, instrumentale Feinheiten hörbar zu machen, den komponierten Lärm zu strukturieren, die 50 Minuten dauernde akustische Hypertrophie mit Spannung aufzuladen. Die Staatskapelle Dresden, deren Chef er jetzt ist, macht dank dem hohen technischen Können ihrer Musiker, der Präzision ihrer Bläser, dem sinnlichen Ton ihrer Streicher dieses Tonbild zu einer Demonstration ­orchestraler Virtuosität.

Kraft
Mit Kraft packte vor der Pause Hélène Grimaud den Solopart von Beethovens Es-Dur-Konzert an. Im kühlen Tastendonner gingen etliche Feinheiten verloren, die lyrischen Passagen hatten jedoch eine schöne Intimität. Eine gute Pianistin, aber keine große Interpretin, auch wenn ihr Marketing anderes behauptet.

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