Nach peinlicher Schmidt-Absage:

Sabine Haag bleibt interimistisch KHM-Chefin

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Roms Kulturminister: 'Schmidt muss Klarheit mit Wien schaffen'.

New York/Florenz/Wien. Die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums (KHM) Wien, Sabine Haag, wird das Haus am Ring nach dem abgesagten Amtsantritt ihres Nachfolgers  Eike Schmidt  interimistisch weiterführen, wie Kulturminister Alexander Schallenberg am Mittwoch gegenüber der APA bekanntgab. Der deutsche Kunsthistoriker Schmidt hätte den Posten am 1. November antreten sollen, sich aber überraschend zurückgezogen.

Es habe ein Gespräch zwischen ihm und Haag gegeben, und die aktuell interimistische KHM-Chefin habe sich "dankenswerter Weise bereit erklärt", die Funktion weiter zu führen, so Schallenberg am Rande einer Pressekonferenz im Metropolitan Museum in New York, wo die Ausstellung "The Last Knight: The Art, Armor, and Ambition of Maximilian I" präsentiert wurde. Weiter in die Zukunft könne der Minister noch nicht blicken: "Es geht jetzt um eine Lösung der aktuellen Situation."

Über die Beweggründe für die "diplomatisch ausgedrückt überraschende Absage" könne er nur spekulieren. "Das liegt an ihm zu bewerten", sagte Schallenberg, der sich "demnächst" mit Schmidt treffen wird. Beim KHM gehe es "immerhin um eine der führenden Kulturinstitutionen weltweit. Das ist kein Spielball und keine zweite Wahl", so der Minister, der eine offene Ausschreibung ankündigte.

Schmidt will in Italien bleiben 

Schmidt wiederum machte am Mittwochabend ein weiteres Mal deutlich, in Italien bleiben zu wollen. Bei einer Pressekonferenz in Florenz bestätigte er, dass er für eine zweite Amtszeit als Uffizien-Direktor kandidiere. "Ich will meine Arbeit in den Uffizien fortsetzen, mein Herz ist in Florenz", sagte Schmidt.

"Ich war vergangene Woche in Wien und habe dem KHM meinen Verzicht auf die Generaldirektion mitgeteilt", so Schmidt. Es habe kein telefonisches Gespräch mit dem Kulturminister Alexander Schallenberg gegeben, wie berichtet wurde. Er hoffe aber, Schallenberg bald in Wien zu treffen, um ihm persönlich seinen Verzicht mitzuteilen. Schmidt betonte, er habe das KHM nicht im Stich gelassen. Er habe für die Planung aller Ausstellungen für 2020 gesorgt.

"Meine Arbeit in den Uffizien ist noch nicht zu Ende. Es gibt jetzt noch viel zu tun. Ich kann jetzt diese Arbeit nicht aufgeben. Ich hoffe, dass man mir die Chance zum Verbleib in Florenz gibt", erklärte Schmidt. Auf die Frage, warum er erst einen Monat vor Amtsantritt in Wien auf die KHM-Leitung verzichte, gab Schmidt zu verstehen, dass er dank des Regierungswechsels in Rom Ende August jetzt besser die Möglichkeit habe, "sehr wichtige Projekte" umzusetzen, wie die geplante Wiedereröffnung des aus dem 16. Jahrhundert stammenden 750 Meter langen Medici-Geheimgangs quer durch Florenz.

"Jetzt sieht man in den Uffizien die Resultate vieler Änderungen und Reformen, die in den vergangenen Jahren mit einem fantastischen Team umgesetzt wurden. Ich will in Florenz bleiben, um die vielen schönen und herausfordernden Dinge zu tun, die wir noch planen", erklärte der Kulturmanager.
 
Schmidt hob die engen Beziehungen zwischen den Uffizien und dem KHM hervor. "Zwischen 1737 und 1859 wurden viele Florentiner Sammlungen nach Wien gebracht. Es besteht eine sehr enge Beziehung zwischen Wien und Florenz. Doch viele Florentiner halten mich auf der Straße auf und fordern mich auf, meine Arbeit zum Schutz der Juwele in Florenz weiterzuführen. Ich liebe Wien und das KHM, doch Florenz und die Uffizien sind mein Zuhause."
 

Roms Kulturminister: "Schmidt muss Klarheit mit Wien schaffen"

Der italienische Kulturminister Dario Franceschini hat am Mittwoch bestätigt, dass er die Kandidatur von Uffizien-Chef Eike Schmidt für ein zweites Mandat in Florenz erhalten habe. "Als Schmidt mir seine Bereitschaft mitteilte, weitere vier Jahren in Florenz zu bleiben, habe ich ihm geantwortet, dass es wegen seines Entschlusses zu keinen Problemen mit Österreich kommen darf", so Franceschini.
 
"Ich erwarte, dass Schmidt volle Klarheit über diesen Punkt schafft", so Franceschini in einer Presseaussendung am Mittwoch. Schmidts Schritt dürfe "weder Österreich, noch der Regierung in Wien" Probleme bereiten.
 
Schmidt erklärte bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag in Florenz an, dass er dem Kunsthistorischen Museum (KHM) vergangene Woche mitgeteilt habe, dass er auf die Generaldirektion verzichten wolle. "Ich habe mit der KHM-Generaldirektorin Sabine Haag gesprochen, die in einer ähnlichen Situation wie ich ist, denn sie auch hat Projekte, die sie weiterführen will", sagte Schmidt.
 
"Wir wollten anfangs eine gemeinsame Strategie - eine Exit Strategy, aber auch eine Kommunikationsstrategie - entwickeln. Offenkundig ist es zu einem 'Leak' gekommen", so der Uffizien-Direktor in Bezug auf den Bericht der Tageszeitung "Die Presse", in dem über Schmidts Verzicht auf die KHM-Leitung berichtet wurde.
 
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