Kritik

Science-Fiction-Märchen "We Will Rock You"

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Feine Musik, bombastische Optik und eine schwache Story: Das ist das Musical „We Will Rock You“, das jetzt in Wien an den Start ging.

Der Plot
Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Musikinstrumente sind verboten. Die Killer Queen und ihr Global-Soft-Konzern regieren den Planeten. Gehirngewaschene Kids suhlen sich in der bunten Warenwelt. Nur ein paar Außenseiter, die Bohemians, träumen von der verbli-chenen Ära der Rockmusik. Und sie suchen echte Musikinstrumente, die auf dem „Olymp der Champions“ unter dem „Classic Rock“ verborgen liegen sollen: Das ist der Plot von We Will Rock You.

Die Show mit den Hits von Queen beginnt fulminant. Die Gaga-Kids singen zu Radio Ga Ga das Lied von der Gedankenlosigkeit. Die Killer Queen hat zum gleichnamigen Song ihren großen Auftritt. Galileo und Scaramouche, die unangepassten Helden, singen sich ihre Sehnsucht von der Seele: Somebody To Love.

So lange es Musik gibt, druckvoll vorgetragen von der neunköpfigen Band unter Brandon Ethridge, funktioniert das Stück prächtig. Doch leider rieselt immer wieder Sand ins Getriebe. Dann, wenn die Musiker Pause machen und die Darsteller die Dialoge des britischen Star-Dramatikers Ben Elton vortragen.

Dialoge
Diese Texte sind holprig und spannungslos. Die Einflechtung von Austropop-Anspielungen macht sie nicht besser. Dass in der britischen Queen-Show heimische Größen von Ambros bis Ostbahn zitiert werden, wirkt eher anbiedernd als erheiternd.

Trotzdem ist We Will Rock You ein mitreißendes Musical. Das liegt an den Songs von Queen, die nicht einen Hauch von Patina angesetzt haben. A Kind of Magic und Don’t Stop Me Now; We Will Rock You, We Are The Champions sowie die Bohemian Rhapsody: In ihrer melodischen Pracht und emotionalen Kraft sind die Songs schlichtweg überwältigend.

Darsteller
Die Darsteller, in den Sprech-Passagen zuweilen linkisch, lassen sich von der Musik in spektakuläre Höhen treiben. Sie besitzen starke Rock-Stimmen und interpretieren die Hits auf eigene Art, anstatt Queen zu imitieren.

Jessica Kessler als rotzfreche und lustvoll launische Scaramouche ist eine Entdeckung. Serkan Kaya wechselt als Galileo elegant und rollengerecht zwischen Sensibelchen und machomäßiger Rockstar-Attitüde. Brigitte Oelke legt die Killer Queen herrlich hexenhaft lasziv und böse an.

G. Baumann

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