Im Überblick

So wird das Theaterjahr 2015

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Bösch zeigt Kleist, Thalheimer inszeniert Jelinek.

Nachdem das Theaterjahr 2014 von Entlassungen, Finanzskandalen und gerichtlichen Klärungsversuchen geprägt war, sollte sich das Interesse 2015 von den Bilanzen wieder mehr auf die Bühnen verlagern. Strukturdebatten wird es dennoch geben: Die Bundestheater-Holding soll gestärkt werden. Führungswechsel: Anna Badora geht von Graz, wo Iris Laufenberg das Schauspiel übernimmt, an das Volkstheater Wien.

Große Premiere 2015 im Schauspielhaus
Im Brut Wien folgt Kira Kirsch zu Saisonende auf Thomas Frank. Die erste größere Premiere des neuen Jahres findet jedoch am Wiener Schauspielhaus statt, wo Andreas Beck am Ende der Saison an Tomas Schweigen übergibt. "Noch ein Lied vom Tod" von Juliane Stadelmann (Uraufführung am 9. Jänner) ist "ein Western, der im Osten spielt, also eigentlich ein Eastern" (Beck): In einer einsamen Plattenbausiedlung will ein Kommissar ein Verbrechen aufklären, das längst zu den Akten gelegt ist.

"Die Wunderübung"
In der zweiten Jänner-Hälfte geht es dann Schlag auf Schlag: Am 22. Jänner inszeniert Michael Kreihsl die Uraufführung von Daniel Glattauers "Die Wunderübung" in den Kammerspielen der Josefstadt, am 23. bringt Michael Schottenberg am Volkstheater Lot Vekemans' im Vorjahr bei den Wiener Festwochen gezeigtes Stück "Gift. Eine Ehegeschichte" mit Andrea Eckert und Günter Franzmeier zur Premiere.

"Das Käthchen von Heilbronn"
Am 24. Jänner ist Klassiker-Tag in Wien: Heinrich von Kleists "Das Käthchen von Heilbronn" kommt am Burgtheater in einer Inszenierung von David Bösch mit Sarah Viktoria Frick als Käthchen und Fabian Krüger als Friedrich Wetter vom Strahl, am TAG in der Gumpendorfer Straße wird die krankheitsbedingt verschobene Uraufführung von Gernot Plass' "Faust-Theater" mit Julian Loidl in der Titelrolle nachgeholt. Und am 29. Jänner bringt Stephanie Mohr in der Josefstadt "Der Boxer" von Felix Mitterer zur Uraufführung, Gregor Bloeb spielt Johann Trollmann, den deutschen Meisterboxer, der aufgrund seiner Herkunft ins KZ deportiert wurde.

Am 7. Februar hat Felix Praders Inszenierung von Hermann Bahrs "Das Konzert" im Akademietheater Premiere, mit u.a. Peter Simonischek, der neuen Seidler-Ring-Trägerin Regina Fritsch und Florian Teichtmeister. Am Schauspielhaus kommt "Geronnene Interessenslage" von Clemens Mägde am 13. Februar zur Uraufführung, Robert Borgmann inszeniert.

Am Volkstheater bringt am 27. Februar Robert Alföldi, der ehemalige Intendant des ungarischen Nationaltheaters, Julius Hays Krimi-Drama "Haben" heraus. Einen Tag später hat Roland Schimmelpfennigs Backstagekomödie "Das Reich der Tiere" in dessen eigener Regie Premiere. Das Stück weist hoffentlich keinen Blick in die Theaterzukunft: Schauspieler, die bisher Tierrollen gespielt haben, müssen für ein neues Stück auf die Darstellung verschiedener Küchenutensilien umschulen.

"Das Gemeindekind"
Am Schauspielhaus Wien haben Anne Habermehl (Libretto) und Gerald Resch (Komposition) aus dem Roman "Das Gemeindekind" von Marie von Ebner-Eschenbach ein Singspiel gemacht, Uraufführung ist am 5. März. Im März bringt außerdem Michael Thalheimer Elfriede Jelineks Asylanten-Drama "Die Schutzbefohlenen" im Burgtheater zur Österreichischen Erstaufführung, Antu Romero Nunes inszeniert im Akademietheater "Die Macht der Finsternis" von Leo Tolstoi, und Cesare Lievi setzt in der Josefstadt Thomas Bernhards "Am Ziel" mit Andrea Jonasson, Therese Lohner, Christian Nickel und Martina Ebm in Szene. In den Kammerspielen gibt es als Vorbote des 85. Geburtstags von Otto Schenk (12. Juni) Bob Larbeys "Schon wieder Sonntag".

Schottenberg verabschiedet sich mit "Sommernachtstraum"
Barbara Frey inszeniert im April im Burgtheater "Die Affäre Rue de Lourcine" von Eugene Labiche. Am 24. April möchte der scheidende Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg Shakespeares Komödie "Ein Sommernachtstraum" zu einem "Fest der Sinne" machen: "Damit vertschüss ich mich." Tags darauf feiert in der Josefstadt "Kafka - Ein Projekt von Elmar Goerden" seine Uraufführung. Theater-Höhepunkt des Donaufestivals (Ende April/Anfang Mai) dürfte die interaktive Performance-Installation "Situation Rooms" der Gruppe Rimini Protokoll werden.

"Antigone" am Burgtheater
Für Mai ist am Burgtheater eine "Antigone"-Inszenierung von Jette Steckel angekündigt, und dann starten am 14. Mai auch schon die Wiener Festwochen. Unter den zahlreichen Theater-Ereignissen hat Schauspielchef Stefan Schmidtke u.a. eine "ganz eigenwillige Bühnenversion" des Gogol-Romans "Tote Seelen", "The Apple Family Plays" von Richard Nelson, der eine US-Familie als Zeitzeugen der jüngeren Geschichte agieren lässt, sowie einen neuen Blick auf Handkes "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" hervorgehoben. Simon Stone inszeniert im Akademietheater Ibsens "John Gabriel Borkman" mit u.a. Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Martin Wuttke und Roland Koch. Frank Castorf ("Die Brüder Karamasow") kommt ebenso wieder wie Romeo Castellucci ("Go down, Moses") oder Ivo van Hove ("Kings of War").

Mitte Juni verabschiedet sich das Volkstheater-Ensemble mit dem Kurzstück-Abend "Volkstheater!", der "ein kühner Ritt durch die österreichische Dramatik des 20. und 21. Jahrhunderts" werden soll. Die künftige Volkstheater-Chefin Anna Badora verabschiedet sich dagegen vom Schauspielhaus Graz mit Premieren wie "Gegenwart der Erinnerung" von Gert Jonke (15.1., Regie: Christiane Pohle), "Atmen" von Duncan Macmillan (24.1. auf der Probebühne, Regie: Sam Brown), "Le Passe - Das Vergangene" von Susanne Wolf nach dem Film von Asghar Farhadi (12.2., Regie: Patrick Schlösser), "Woyzeck" (19.3., Regie: Oliver Frljic) und Oscar Wildes "Salome" (23.4., Regie: Michael Simon).

Salzburger Festspiele
Bei den Salzburger Festspielen hat der bisherige Schauspiel-Leiter Sven-Eric Bechtolf gemeinsam mit Helga Rabl-Stadler nun auch die Gesamtverantwortung für das Festival. Für "Mackie Messer - Eine Salzburger Dreigroschenoper" wird der Grammy- und Tony-Award-Preisträger Martin Lowe Weills Musik radikal überarbeiten, wobei "die Hits durchhörbar bleiben aber klanglich konsequent modernisiert werden sollen", so Bechtolf. Henry Mason inszeniert "Die Komödie der Irrungen" von Shakespeare auf der Halleiner Pernerinsel, im Landestheater realisiert Stephan Kimmig "Clavigo" von Goethe. Beim "Jedermann" bleiben Regie und Besetzung unverändert.

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