Staatsopern-Premiere

Verdis Schicksals-Oper

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Am Samstag überträgt der ORF Verdis „La forza del destino“ mit der Ausnahmesängerin Nina Stemme aus der Wiener Staatsoper.

Die Schwedin Nina Stemme zählt zu den gefragtesten Sängerinnen der Opernwelt. Allein in Wien ist sie diese Saison in drei Premieren vertreten: In der Walküre war sie die Sieglinde, in Siegfried (27. 4.) wird sie die Brünnhilde singen, und am Samstag ist sie die Leonore in Verdis „La forza del destino“ – eine „Extremistin“, wie Stemme im Interview beschreibt.

ÖSTERREICH: Es fällt auf, dass Sie in dieser Saison gleich drei Staatsopern-Premieren singen!

Nina Stemme: Drei Premieren – das ist auch eine Premiere für mich!

ÖSTERREICH: Sie springen ja auch für Deborah Voigt als Brünnhilde in Wagners „Siegfried“ ein!

Stemme: Da bin ich selber erstaunt, dass ich das akzeptiert habe. Aber es ist natürlich eine tolle Gelegenheit.

ÖSTERREICH: Wenn man sich den Plot von „La forza del destino“ durchliest, klingt das schon alles ein bisschen fern. Was geht uns heutigen Menschen da trotzdem nahe?

Stemme: Uns gehen natürlich Fragen wie „Was ist Schicksal?“ auch heute etwas an. Müssen wir offen sein für das Schicksal? Müssen wir vorbereitet sein? Wie können Schicksalsschläge unser Leben verändern …?

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Leonore in „La forza“?

Stemme: Sie ist eine Extremistin! Zwar liebt sie ihren Vater, einen Marquese, aber sie will mit Alvaro, einem jungen Inka, durchbrennen. Im 1. Akt spricht sie kein Wort über Gott. Aber dann kehrt sie sich der Kirche zu und wird sogar Eremitin. Sie schließt sich ab und wird zur Außenseiterin. Sie gibt sich in jeder Hinsicht hin. Sie ist kantig – wie ihre Seele.

ÖSTERREICH: Sind Sie eine Vielfliegerin, oder bleiben Sie gerne an einem Ort?

Stemme: Ständig zu reisen, raubt einem die Energie. Ich habe ja einen Ehemann und drei Kinder in Schweden, zu ihnen möchte ich immer zurückkommen. Kommenden Sommer mache ich zu Hause lange Ferien.

ÖSTERREICH: Sie haben auch viele Angebote aus Amerika. Sind Sie gerne dort?

Stemme: Jaaeein! Es ist schön dort, und ich habe ja sogar ein Jahr als High-School-Studentin in Virginia verbracht. Aber bei den Einreise-Erschwernissen fühlt man sich wie eine Verbrecherin. Das ist mir suspekt.

ÖSTERREICH: Ist Ihr Beruf angenehm? Man hat ja den Eindruck, Ihre Kollegen von Netrebko bis Villazón müssen sich ganz schön abhetzen …

Stemme: Ich bin in der Luxusposition, viele Angebote zu bekommen. Ich kann mir fast alles auswählen – und das wird einem dann auch manchmal zu viel! Da muss man stark und selbstverantwortlich genug sein, um in dieser momentan etwas überhitzten Branche nicht wie die Senta im Fliegenden Holländer zu verbrennen.

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