"Ein Volksfeind"

Agitprop-Theater in der Burg

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Publikumsliebling Meyerhoff spielt im Stück von Henrik Ibsen.

In seinem letzten Gesellschaftsdrama Ein Volksfeind erzählt der norwegische Naturalist Henrik Ibsen vom Badearzt Tomas Stockmann, der aufdeckt, dass das heilkräftige Wasser im Kurort verseucht ist. Er wird von den lokalen Geschäftemachern und Machthabern, darunter seinem Bruder, dem blau gewandeten, populistischen Bürgermeister, als „Volksfeind“ denunziert.

Jette Steckels plakative Burgtheater-Inszenierung in der penetranten Fassung ihres Vaters Frank-Patrick Steckel beginnt vielversprechend: Bühnengigant Joachim Meyerhoff schießt aus dem nächtlichen eisigen Quellbad in die Höhe. Allmählich verwandelt sich der sympathische Ökologe und Familienvater in einen fanatischen Grün-Agitator im wattierten orangen Anorak. Seine Kontrahenten laufen mit Schlittschuhen über die Bühne, die Honoratioren sind riesige Gartenzwerge.

Peinlich. Die Produktion endet mit einer Agitprop-Rede Stockmanns, in der er das Publikum als korrupte „Arschlöcher“ beschimpft. Wie schade, dass dem Spitzenschauspieler Meyerhoff eine solche Peinlichkeit zugemutet wird!

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