Große Anteilnahme

Alfred Hrdlicka zu Grabe getragen

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Der Bildhauer findet seine letzte Ruhe auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Im Beisein von Bundespräsident Heinz Fischer und Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) sowie einer großen Zahl von Vertretern aus Politik und Kultur wurde am Samstag Mittag der am 5. Dezember 81-jährig verstorbenen Bildhauer Alfred Hrdlicka auf dem Wiener Zentralfriedhof zu Grabe getragen. Religiöse und politische Lieder umrahmten die von Dompfarrer Toni Faber geleitete Abschiedsfeier, bei der der Kunsthistoriker Peter Weiermair, Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer (V), Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Kulturministerin Claudia Schmied (beide S) und der deutsche Bundestagsabgeordnete Oskar Lafontaine Reden hielten. Dichter Schneefall begleitete den letzten Weg des Künstlers, der im Grab seiner ersten Frau Barbara beigesetzt wurde. Dieses Grab wurde nun von der Stadt Wien ehrenhalber gewidmet.

In Sarg aufgebahrt
Alfred Hrdlicka wurde in einem rot lackierten Sarg offen aufgebahrt, eine daneben aufgestellte große Bronzefigur sowie Hammer und Meißel erinnerten an das umfangreiche bildhauerische Werk des streitbaren Künstlers, dessen ebenso unbeugsames wie kontroversielles Leben und Schaffen im Mittelpunkt der Trauerreden stand. Peter Weiermair widmete sich v.a. dem Werk Hrdlickas, dessen zeichnerisches Oeuvre es in seinem ganzen Umfang noch zu entdecken gelte, und das sich zwischen den Polen Tod und Sexualität entfaltet habe. Molterer würdigte den "radikal gelebten und gedachten Humanismus" im Werk Hrdlickas. Ihn in den vergangenen Jahren näher kennengelernt zu haben, zählte er "zu den glückhaftesten Begegnungen, die ich je hatte". Dass "auch Vertreter meiner Gesinnungsgemeinschaft" gegen Hrdlickas Werk gekämpft hätten, sei "ein Fehler, den man manifest machen sollte".

"Turteltaube"
Mailath-Pokorny erinnerte daran, dass der Name Hrdlicka Turteltaube bedeute, doch "so überhaupt nicht Programm" für dessen Leben gewesen sei: "Er war ehrlich bis zur Rücksichtslosigkeit. (...) Nicht er suchte die Konflikte, sondern sie wurden an seinen Werken sichtbar." Hrdlickas "unerschrockenes gesellschaftspolitisches Engagement" werde fehlen, "seine Kunst aber, diese aussagekräftige, kompromisslose, berührende Kunst, wird bleiben - in Wien und anderswo." Schmied betonte, dass "Hrdlicka Kunst immer als Arbeit verstanden" habe, dass sie "aus Reibung und Widerstand, aus Streben nach Freiheit, aus elementarem Verlangen entstanden", nie aber Selbstzweck gewesen sei: "Alfred Hrdlicka hat daran geglaubt, dass sich die Welt verändern lässt."

"Er war im besten Sinn ein republikanischer Künstler", sagte Lafontaine, "Sein Vermächtnis heißt: Nicht müde zu werden im Kampf um eine gerechtere, um eine freiere Gesellschaft". Während der Ko-Vorsitzender der deutschen Partei Die Linke seine Rede mit "Freundschaft, lieber Alfred" schloss, erinnerte der Dompfarrer daran, dass Hrdlickas letztes Werk die im Mai in der Barbarakapelle des Stephansdoms aufgestellte Skulptur der Ordensfrau Schwester Restituta sei, was damals Hrdlickas Frau Angelina Siegmeth-Hrdlicka zu der Bemerkung veranlasst habe, der Bildhauer sei nun Domkünstler.

Auch Hrdlickas letzte Ruhestätte, an der u.a. Angewandten-Rektor Gerald Bast, Galerist Ernst Hilger, Dagmar Koller, der Autor Robert Schindel, Ex-KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel, Staatssekretär Josef Ostermayer (S) und die ehemaligen Minister Caspar Einem und Hannes Androsch Abschied nahmen, wurde vom Künstler selbst gestaltet. Auf dem Grab thront unter anderem ein bronzener Frauentorso, der sich mit dem Tod vereinigt.

Mit "Maria durch ein Dornwald ging" (gesungen von den Vokalisten All' Arrabbiata) hatte die Trauerfeier begonnen, mit der Internationale wurde sie abgeschlossen, ehe am Grab nach einer letzten Rede von Heinrich Keller noch "Bella Ciao" und "Avanti Popolo" erklangen. Viele der Skulpturen Alfred Hrdlickas werden im öffentlichen Raum auch künftig an sein Schaffen erinnern, ab 23. Juni 2010 wird sich in der Orangerie des Unteren Belvedere unter dem Titel "Schonungslos" eine Ausstellung mit dem "schonungslosen Humanismus" seines Werks auseinandersetzen.

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