Posthume Schau

Ausstellung: Franz West im mumok

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Ausstellung "Wo ist mein Achter?" vom verstorbenen Bildhauer mitkonzipiert.

Der Ausstellungstitel als Vermächtnis: "Franz West. Wo ist mein Achter?" nennt sich die erste postume Schau des österreichischen Bildhauers, die morgen, Freitag, Abend im Wiener Museum Moderner Kunst (mumok) eröffnet. Der Künstler selbst war noch in die Konzeption eingebunden und steuerte - frei nach einer Gouache, in der eine Frau nach einer Abmagerungskur ihre zu weit gewordene Hose präsentiert - den Titel bei: Von "Lost Weight" über "Lost Eight" zu "Acht", wie mumok-Direktorin Karola Kraus bei der heutigen Pressekonferenz erläuterte. Die Ausstellung versteht sich sowohl als Themenschau als auch Retrospektive, da sie "alle wichtigen Schaffensphasen" umfasst.

Große Ausstellung zu Ehren Wests

Und so sind es rund 30 mehrteilige Werke, mit denen Kuratorin Eva Badura-Triska Franz Wests lustvolles Oszillieren zwischen Kombination und Rekombination veranschaulicht. Der Künstler selbst habe vor seinem Tod im Sommer 2012 noch in den Modellen der Ausstellungen selbst "herumgerückt" und mit einer Werkauswahl die Basis für das nun Gezeigte geschaffen. Herausgekommen ist eine großzügige, sich über drei Ebenen ziehende Leistungsschau quer durch Wests vielfältiges Schaffen. Im Fokus stehen die "Kombi-Werke": Installative Arbeiten, in denen West verschiedene Einzelstücke vereint und immer wieder anders kombiniert hat.

West neu in Szene gesetzt
So werden Werktypen wie die Passstücke, Möbel, Skulpturen, Videos oder Papier-Arbeiten neu in Beziehung gesetzt, was spannungsvolle Momente schafft. Zentral in Franz Wests Schaffen ist laut den Ausstellungsmachern Ludwig Wittgensteins Zitat: "Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein." Das Wissen über diese Herangehensweise ermöglicht dem Besucher individuelle Deutungen und entlastet zugleich die letztgültige Autorität von Künstler und Kurator. Das Wandern durch die Ausstellung wird dadurch zu einer Entdeckungsreise durch mannigfache Deutungsmöglichkeiten.

Viel Skurriles dabei
"Chou-Chou" nennt sich die erste Arbeit, die den Besucher auf Ebene 2 empfängt: Hier kombiniert Franz West das rosarote Objektbild "Fake" (1997) mit fünf gleichfarbigen Stühlen und zwei CD-Hüllen von Schumann und Schubert. Die dazugehörigen Tonträger klingen parallel aus zwei Lautsprechern. Im Katalog, der zur Ausstellung erschienen ist, werden die unterschiedlichen Versionen, in denen Versatzstücke der Installation bisher gezeigt wurden, veranschaulicht.

Auch Koproduktionen sichtbar
Der lustvollen Zusammenarbeit mit Künstlerkollegen sind jene Arbeiten geschuldet, die in halb offenen Räumen inmitten der Ausstellung gezeigt werden: So etwa die zehnteilige Bilderwand "Kasseler Rippchen" aus dem Jahr 1996 mit Arbeiten von u.a. Herbert Brandl, Martin Kippenberger oder Heimo Zobernig. Ähnlich konzipiert ist auch "Synchronie (Abriss)", das Arbeiten von Jack Bauer, Carla Accardi oder Marcus Geiger miteinbezieht. Die raumgreifende Installation "Studiolo (mit Heimo Zobernig und Zlatan Vukosavljevic)" ist schließlich ein obskures Spiel mit Illusionen.

Papiermache-Skulptur "Redundanz" im Zentrum

Als zentrales Exponat gilt die dreiteilige Papiermache-Skulptur "Redundanz", die erstmals 1986 in Wien gezeigt wurde und infolge durch den Verkauf eines Einzelteils zerschlagen wurde. Daraufhin rekombinierte West die Arbeit mit einer anderen Skulptur und benannte die neue Fassung "Reduktion". Das mumok besitzt inzwischen beide Versionen. Jeder Benützbarkeit entzogen sind jene fünf Passstücke aus den 80er-Jahren, die sich in der Installation "Genealogie des Ungreifbaren" hinter einer Glasscheibe finden. Den Auftakt zur Ausstellung begleitet ein "Triple-Feature", das am Samstag (23.2.) Abend mit musikalischen und performativen Beiträgen von Ivo Dimchev, Philipp Quehenberger und Didi Klein aufwartet. Das umfangreiche Rahmenprogramm umfasst "Fünf Mal reden über Franz West" mit Rednern wie Ferdinand Schmatz, Kuratorin Eva Badura-Triska oder Bernhard Riff. Die Ausstellung geht im Anschluss an Wien nach Frankfurt, wo sie im Museum für Moderne Kunst (MMK) gezeigt wird (29. Juni bis 13. Oktober).

Ab 22. Februar geöffnet

"A Tribute to Franz West" ist ab dem 22. März in der Galerie Konzett zu sehen, wo Kurator Anton Herzl über 50 Künstlerinnen und Künstler um ihre Positionen gebeten hat. So repräsentieren sich die ausgestellten Werke auch "als ein Panorama der 'inneren Adressaten' des Künstlers Franz West", wie es in der Ankündigung heißt. Vertreten sind u.a. Werke von Friedl Kubelka, Hans Kupelwieser, Raymond Pettibon oder Jörg Schlick.

Info
Ausstellung "Franz West. Wo ist mein Achter?". 22. März bis 28. Mai im Museum Moderner Kunst (mumok). Der Katalog umfasst 160 Seiten und ist im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln erschienen und kostet 34 Euro. www.mumok.at)

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