Schöne Inszenierung

Ausstellung: "Handke und das Theater“

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"Bisher größte Ausstellung zu Peter Handke" im Theatermuseum Wien.

20 Stücke hat Peter Handke bisher geschrieben, von der 1966 uraufgeführten "Publikumsbeschimpfung" bis zu "Die schönen Tage von Aranjuez", die Luc Bondy im Vorjahr im Akademietheater aus der Taufe gehoben hat. Sehr theatralisch gestaltet sich auch die Ausstellung, die das Österreichische Theatermuseum ab morgen als verspätetes, aber umso schöneres Geburtstagsgeschenk zum im Dezember gefeierten 70er des Dichters nachreicht. „Die Arbeit des Zuschauers. Peter Handke und das Theater“ heißt die bis 8. Juli laufende Schau, die von Gestalter Peter Karlhuber in zwei Räumen inszeniert wurde, und umfasst doch wesentlich mehr als "bloß" das dramatische Werk Handkes.

Literaturachiv stellt Leihgaben zur Verfügung
Die in Kooperation mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek entstandene Ausstellung stützt sich im Wesentlichen auf den vor vier Jahren vom Literaturarchiv angekauften Vorlass Handkes, ergänzt mit Leihgaben des Handke-Freundes Hans Widrich sowie mit zusätzlich zusammengetragenem Material. "Es war eine rechercheintensive Sache", sagte Klaus Kastberger, gemeinsam mit Katharina Pektor Kurator der Ausstellung, bei der heutigen Presseführung. "Wir haben sehr, sehr tief gewühlt in den Materialien." Diese umfassen weit mehr als Originalmanuskripte und Typoskripte, Briefe, Fotos, Notizbücher, Bühnenbildskizzen, Programmhefte und Presseberichte. Viele TV-Mitschnitte dokumentieren nicht nur etliche Inszenierungen, sondern auch Interviews und Auftritte des Autors. "Wir sind lange im Archiv von ORF und Hessischem Rundfunk gesessen, wo die Arbeit des ganz jungen Peter Handke in Frankfurt dokumentiert ist."

Nicht nur Seh- sondern auch Hörbares
Auch der berühmte Auftritt Handkes bei der Tagung der Gruppe 47 in Princeton lässt sich nachhören - und überrascht mit dem deutlichen Kärntner Zungenschlag des jungen Autors. Karlhuber, der bereits die Schnitzler- und Bernhard-Ausstellungen des Theatermuseums gestaltet hat, lässt den Tonmitschnitt in einem Fotoautomaten ablaufen, in dem auch entsprechende Porträtfotos Handkes projiziert werden. Nur eine von vielen wunderbaren Gestaltungs-Ideen, die vom Pop-Design der 1970er bis zum tatsächlich in Ex-Jugoslawien hergestellten Einbaum (zu "Die Fahrt im Einbaum"), vom Wanderstock Handkes aus den 1980ern bis zu einem echten Apfelbaum im Hof, der auf Handkes "Immer noch Sturm" und sein wiederholt verwendetes Apfel-Motiv verweist.

Größte Handke-Schau
Inhaltlich gliedert sich die Schau in einen Raum, der vier exemplarisch ausgewählten frühen, sprachkritischen Stücken gewidmet ist, und einen Saal, in dem - beginnend mit "Über die Dörfer" (1982) - vier der späteren, sich an großen Themen und Stoffen abarbeitenden epischen Stücke im Zentrum stehen. Erstaunlich, wie viel Material die Kuratoren und der Gestalter auf so engem Raum untergebracht haben, ohne, dass die Präsentation allzu überladen wirkt. Man würde dennoch mehr Platz wünschen, doch auch so sei es "die bisher größte Ausstellung zu Peter Handke überhaupt", versicherte Kastberger.

Ausstelung samt Interviewband
Ergänzt wird die Schau durch einen bei Jung und Jung erschienenen ausführlichen Katalog- und Interviewband sowie ein Begleitprogramm, bei dem u.a. Szenenfolgen aus den frühen Stücken ("Jeder Satz für die Katz" am 15., 18. und 19.2.) sowie Podiumsdiskussionen zu "Thomas Bernhard und Peter Handke - zweierlei Theater" (12.4.) und "Peter Handke und Jugoslawien" (19.4.) angeboten werden.

Info
Die Schau "Die Arbeit des Zuschauers. Peter Handke und das Theater" im Österreichischen Theatermuseum ist noch bis 8. Juli zu besichtigen. Alle Informationen finden Sie unter www.theatermuseum.at.

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