Festspiel-Kritik

Barbara Sukowa in Heiner Müllers "Quartett"

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Ein packendes Stück, eine kluge Bühne und Regie, zwei tolle Schauspieler.

Die Vorlage: Choderlos de Laclos’ Briefroman Gefährliche Liebschaften. Der DDR-Dramatiker Heiner Müller komprimierte den Stoff zu einem Zweipersonenstück, welches das Endstadium einer im Zynismus erstickenden Gesellschaft porträtiert.

Theater
Im Carabinieri-Saal der Salzburger Residenz steht ein etwa 50 Meter langes, von innen her kalt leuchtendes Podest (Bühne: Bettina Meyer). Barbara Sukowa und Jeroen Willems sitzen einander an beiden Enden in größtmöglicher Distanz gegenüber. Sie sind die Marquise de Merteuil und ihr ehemaliger Liebhaber Vicomte de Valmont.

Kälte
Ihre Liebe ist erkaltet. „Was geht mich die Lust meines Körpers an, bin ich eine Stallmagd?“, fragt sie. Und setzt nach: „Was ist das, unsere Seele. Ein Muskel oder eine Schleimhaut.“ Nur aus ihren Rachefeldzügen schöpfen sie noch Befriedigung. Valmont zerstört die Existenz einer verheirateten Frau und einer Jungfrau. Übrig bleiben menschliche Ruinen.

Können
Müller lässt alle vier Rollen von Merteuil und Valmont verkörpern. Die Chance für Sukowa und Willems, in Barbara Freys unaufdringlicher und bisweilen auch witziger Inszenierung die enorme Palette ihres mimischen Könnens auszuspielen. Einziger Einwand: Da Sukowa und Willems mit Mikrofonen sprechen müssen, entsteht in dem weitläufigen Saal ein Hall, der Heiner Müllers konzise Dialoge oft unkenntlich verzerrt.

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