Kultur-Herbst

Belvedere feiert Prinz Eugen im Winterpalais

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Das Belvedere eröffnet zum 350. Geburtstag Prinz Eugens Dependance.

Während die heimische Innenpolitik den Herbst wohl mit der Sondierung von allerlei Koalitionsvarianten verbringen wird, haben die österreichischen Museen ihre Spitzenkandidaten bereits fest in ihren Herbstprogrammen verankert. Die Qual der Wahl haben die Besucher bei einem hochkarätigen Angebot zwischen Lucian Freud im KHM, der Eröffnung der Belvedere-Dependance im Winterpalais, Henri Matisse und Georg Baselitz in der Albertina oder Kokoschka im Leopold Museum dennoch. Auch in den Bundesländern finden sich mit einer Yoko Ono-Schau in Krems, Jonathan Meese in Salzburg oder "Glam!" in Linz allerlei sehenswerte Schmankerln für Zeitgenossen-Freunde.

Aus Finazministerium wird Kunst-Objekt
Ob es am 18. Oktober schon einen neuen Finanzminister gibt, ist zu bezweifeln, einen neuen Herrn im Haus gibt es ab dann jedoch sicher: Schließlich übernimmt das Belvedere nun jene Prunkräume im einstigen Winterpalais von Prinz Eugen von Savoyen, die bisher vom Finanzministerium genutzt wurden. Freudiger Anlass für die räumliche Erweiterung ist Prinz Eugens Geburtstag, der sich heuer zum 350. Mal jährt. Die rund 1.500 Quadratmeter werden zunächst mit einer Geburtstagsschau bespielt, Belvedere-Chefin Agnes Husslein-Arco plant in Zukunft ein "Schaufenster des Barocks", aber auch "zeitgenössische Interventionen" sind Teil des Konzepts. Auch das Obere Belvedere widmet sich dem Jahresregenten, zunächst findet dort ab 18. September im Rahmen der Reihe "Meisterwerke im Fokus" noch die erste Einzelausstellung in einem Museum zu Michael Neder (1807-1882) statt. Das Untere Belvedere wartet mit einer Emil Nolde-Ausstellung mit "Landschaften, Meeren, Bildnissen, Szenen aus der Großstadt Berlin, religiösen Bildern und Fantasien sowie ausgewählten Folgen von Aquarellen und Ungemalten Bildern" auf (ab 25. Oktober). Das erste gemeinsame Ausstellungsprojekt der Ursula Blickle Stiftung und des 21er Hauses präsentiert Ursula Mayer mit "Aber wir haben sie geliebt" ab 13. Oktober am Hauptbahnhof.
 

Lucian Freud  im Kunsthistorischen Museum
Als Kontrapunkt zur im Winter wiedereröffneten und seither gestürmten Kunstkammer zeigt das KHM im Herbst eine gewichtige Zeitgenossen-Ausstellung. Für den britischen Maler und Sigmund Freud-Enkel Lucian Freud waren die Meisterwerke der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums "die ersten Bilder, die er gesehen hat und mit denen er aufgewachsen ist". Dass das KHM die Arbeiten des 2011 verstorbenen Künstlers ab 8. Oktober hierzulande nun erstmals umfangreich präsentiert, ist dem heurigen Kommissär des Österreich-Pavillons in Venedig zu verdanken: Jasper Sharp, seit dem Vorjahr Zeitgenossen-Kurator am KHM, wird "35 bis 40 zentrale Werke" Freuds, der die Ausstellung vor seinem Tod noch mitkonzipiert hat, in den Kontext der Alten Meister setzen, wie er der APA im Vorjahr im Interview erzählte. Freud galt als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart und als "besessenster Maler des Fleisches". Im KHM sind Leihgaben aus den größten Museen der Welt vertreten, begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm, in Kooperation mit dem Sigmund Freud Museum ist dort auch eine Fotoschau mit dem Titel "Lucian Freud: Privat" zu sehen.

Henri Matisse und  die "Fauves" in der Albertina 
Nicht weniger "besessen" gibt sich die große Herbst-Schau der Albertina, die ihr zehntes Jahr nach der Wiedereröffnung heuer bereits mit großen Ausstellungen von Max Ernst und Gottfried Helnwein feierte. Ab 20. September widmet sich eine umfangreiche Ausstellung mit rund 150 Werken Henri Matisse und den "Fauves", deren Bilder heute zu den Wegbereitern der Moderne gezählt werden. Die meisten Arbeiten von Matisses Künstlerkollegen, die als Fauves ("wilde Tiere") bezeichnet wurden, wie Andre Derain, Maurice de Vlaminck, Georges Braque oder Kees van Dongen, sind in dieser Ausstellung zum ersten Mal in Wien und in Mitteleuropa überhaupt zu sehen. Ein weiterer Höhepunkt folgt ab 1. November, wenn die Albertina anlässlich des 75. Geburtstages einen Querschnitt des Schaffens von Georg Baselitz zeigt, aus dem das Haus selbst 120 Werke besitzt.

Oskar Kokoschka ist wieder im Kommen  

Während im KHM mit Lucian Freud der Körper und in der Albertina die Farbe an sich im Zentrum steht, zeigt das Leopold Museum ab 4. Oktober die große Kokoschka-Schau "Das Ich im Brennpunkt". Ein besonderer Aspekt der Ausstellung sind jene Fotos aus dem 5.000 Lichtbilder umfassenden Nachlass, die Kokoschkas Leben und Schaffen dokumentieren und die erstmals in einer wissenschaftlich kommentierten Auswahl publiziert werden. Die in dem gemeinsamen Ausstellungsprojekt des Leopold Museums und dem Oskar Kokoschka-Zentrum der Universität für angewandte Kunst gezeigten Aufnahmen werden Kokoschkas Gemälden und Grafiken komplementär zur Seite gestellt.

 
 

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