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Neue Form der Poesie


Literatur-
Nobelpreis 
für Pop-Poet Dylan

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Als erster Musiker holt Bob Dylan den Literaturnobelpreis. 

Er ist – und das gab selbst John Lennon neidlos zu – der größte Poet der Popmusik. Jetzt hat es ­Robert Allen Zimmerman, weltbekannt als Bob Dylan (75), auch schwarz auf weiß. Gestern wurde die Legende – wohl selten war dieser Begriff passender – in Stockholm mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Als erster Musiker überhaupt. „Er hat eine neue Form poetischen Ausdrucks innerhalb der großen amerikanischen Song-Tradition geschaffen“, hieß es in der Begründung.

Göttlich. 522 Songs, zwölf Grammys, ein Oscar (Things Have Changed, 2000), sieben Filme, drei Ehrendoktorate und der Pulitzerpreis – seit dem 1962er-Debüt, das damals keine 5.000 Stück verkaufte, gilt der vierfache Vater als Sprachrohr einer Generation. Er genießt bei Fans und Bewunderern, wie Ba­rack Obama oder Steven King, fast göttliche Verehrung.

Legende: 522 Songs, 12 Grammys und ein Oscar

Sein Album The Freewheelin’ Bob Dylan (1963) wird neben der Hindenburg-Reportage im U. S. National Archive als eine der 50 wichtigsten Aufnahmen der Zeitgeschichte geführt. Doch erst 2009 eroberte er das erste Mal Platz eins in Österreich.

Coachella. Interviews sind ihm ein Gräuel: Seit 1986 gab Dylan genau ein einziges Interview – für Österreich. Dafür spielt er noch immer 150 Konzerte pro Jahr. Heute beim „Oldie“-Coachella in Kalifornien. Eine Wortspende zum Nobelpreis wäre dabei allerdings noch sensationeller als die Auszeichnung selbst.

Interview:  Internet hat Poesie gekillt

ÖSTERREICH: Wer ist Bob Dylan?

Bob Dylan: Da fragen Sie den Falschen, denn das ist eine rein philosophische Frage, und mit Philosophie habe ich nichts am Hut.

ÖSTERREICH: Sie genießen fast göttliche Verehrung …

Dylan: Das habe ich nie verstanden. Ich finde es absurd, mich zu analysieren. Und wenn, dann bitte wie? Freudianisch? Marxistisch? Idealistisch? Ich bin bloß Sänger.

ÖSTERREICH: Auf welche Ihrer über 500 Songs sind Sie stolz?

Dylan: Ich höre mir meine eigene Musik niemals an. All meine Songs waren wohl ­Erfolge, genauso, wie sie wohl Fehler waren.

ÖSTERREICH: Was halten Sie vom Internet?

Dylan: TV und Internet haben die Poesie gekillt. Die Nachrichten sind heute so schlimm, dass man gar nicht mehr darüber singen mag. Dazu leben wir ein einer Fantasiewelt, wo Disney längst gewonnen hat. Traurig.

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