Friedenspreis dt. Buchhandel

"Preis kommt zum richtigen Zeitpunkt"

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Autor Boualem Sansal meint: "Im Augenblick unterstützt uns in Algerien niemand".

Für den algerischen Autor Boualem Sansal kommt der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels "genau zum richtigen Zeitpunkt". "Die Menschen in den arabischen Ländern kämpfen gerade für die Freiheit - und der Frieden ist für sie die Freiheit", sagte Sansal in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview von "boersenblatt.net", der Online-Ausgabe des Fachorgans des Deutschen Buchhandels. "Für mich und für uns ist das (die Auszeichnung) toll".

Fehlende Solidarität
Sansal beklagte die fehlende Solidarität des Westens mit der Demokratiebewegung in seinem Land: "Im Augenblick unterstützt uns hier in Algerien niemand. Die westlichen, demokratischen und freien Länder haben vor allem die Diktaturen unterstützt. Sie glauben nicht an diese Völker. Sie behaupten, die Völker des Südens, die Araber, die Schwarzafrikaner, seien nicht reif für die Freiheit", kritisierte der algerische Intellektuelle. Es seien jedoch diese Länder gewesen, die sich im Kampf gegen die Länder des Nordens von der Kolonisierung befreit hätten. "Es gibt eine historische Schuld der westlichen Länder, und es ist deshalb kein Wunder, dass sie Realpolitik betreiben und mit den Diktaturen zusammenarbeiten."

Unterstützung  wichtig
Was jetzt in Ägypten und anderen Ländern der arabischen Welt geschehe, habe in Algerien bereits 1988 begonnen. Nach den Demonstrationen damals seien jedoch alle Freiheiten von der Staatsgewalt wieder zurückgenommen worden. "Für Ägypten heißt das: Wenn die Bürger nicht wachsam sind, kehren die Kräfte des alten Regimes wieder zurück." Die Unterstützung der EU und der UNO sei daher auch wichtig.

Arabischer Nationalismus
Sansal warnte zugleich vor dem arabischen Nationalismus, der den regierenden Diktatoren nur als neue Form der Legitimation diene. "Die Nationalisten sagen, der Westen hat uns abgehängt, daher müssen wir uns vereinigen. Aber auch das geht nicht auf, weil es niemanden gibt, der der Kopf dieser Bewegung sein könnte. Also richtet man seinen Blick lieber auf die Feinde der Nation - die Christen oder Israel beispielsweise."
 

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