"I Want It All"

Bunte Musikrevue bei Sommerfestspielen Melk

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Häfen- und Gemeindebau -  Romantik und ein Taxi, das noch immer nicht kommt.

"I want it all" - unter diesem Motto versuchen die Sommerspiele Melk mit einem "Best of the Rest" an die erfolgreichen Musikrevuen der vergangenen Jahre anzuschließen. Ein buntes Hitpanorama aus drei Jahrzehnten mit hohem Nostalgiefaktor, wenngleich weniger spektakulär als gewohnt, ist dabei herausgekommen. Bei der Premiere am am 4. Juli gab es Standing Ovations für Ensemble und Musiker.

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Hitfeuerwerk in Melk
"Sweet memories will last a long, long time" (Pointer Sisters, "I'm so excited") hätte ebenso als Titel gepasst: In Melk kann man sich musikalisch in die Sixties, Seventies und Eighties zurückbeamen. Zu den Zutaten aus der Hitparaden-Restlverwertung wurde noch eine Rahmenhandlung hinzugekleistert, die der zweiten Produktion "Der Graf von Monte Christo" abkopiert scheint. Das ist aber allenfalls für das bessere Verständnis der Kostüme, des Bühnenbilds und der ziemlich heterogen wirkenden Zusammenstellung der Songs relevant.

Bunter Mix erfreute Publikum
Da ist man fassungslos angesichts der Wiederbegegnung mit Schwachsinn a la "Kung fu fighting", staunt über die rasche musikantenstadlreflexartige Mitklatschbereitschaft des Publikums beim "Bett im Kornfeld", aber auch - welch Missverständnis - bei Georg Kreislers zynischem "Schützen wir die Polizei". Große Betretenheit macht sich breit bei Ludwig Hirschs großem schwarzen Vogel, die Ambros'sche "Blume aus dem Gemeindebau" entpuppt sich als homophiles Häfenständchen, eine opernhaft eingeleitete, sehr tiefgründige "Amadeus"-Version erweist Falco Reverenz. Schlichtweg Geniales ist anzutreffen, wenn etwa Tini Kainrath in stimmlich wie örtlich höchsten Regionen Nina Hagens "Naturträne" fließen lässt oder Julian Loidl in bester DÖF-Tradition auf ein Taxi wartet.

Weniger Choreographie

Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Choreografie merklich bescheidener ausgefallen, und die einzelnen Hits kommen nicht unbedingt in einheitlicher Qualität über die Rampe, wiewohl die wackere "Band der einsamen Herzen" Vollgas gibt. Da kommt denn auch Hochstimmung auf bei der mittelalterlichen Zuhörerschaft, und wenn es zum Schluss Männer regnet, gibt es kein Halten mehr. Die guten alten Zeiten sind wieder da, wenigstens für einen Abend, und man scheint sich wie Joachim Meyerhoff zu fragen, wann es endlich wieder so wird, wie es nie war. Die Antwort ist klar, die Zeiten sind passé, aber schließlich wollen wir alles, auch das, was es nie gab.

Info
Sommerspiele Melk: "I want it all", bis 17. August. www.kultur-melk.at/sommerspiele.
 

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